Kommentare 10

Wo ist der Schnee? Winterwanderung im Grünen!

 

Vor knapp zwei Wochen noch sind wir über 15 cm dickes Eis gebraust und fühlten uns fast so als ob wir fliegen könnten. Danach stiegen die Temperaturen dann aber leider schnell über den Gefrierpunkt. Der noch verbliebene Schnee verschwand schnell, und auch die Eisflächen sind inzwischen so angegriffen, dass sie nicht mehr ganz so sicher sind, wie noch auf unserem letzten Ausflug.

Wir beschlossen deshalb am letzten Wochenende unsere Schlittschuhe im Schrank zu lassen und uns lieber auf eine kleine Wanderung in der Nähe unseres Wohnortes zu begeben. Es ist immer wieder überraschend, wie viel Neues es in der Nähe zu entdecken gibt. Auch nach so vielen Jahren in unserer schwedischen Heimat gibt es noch so viel Unentdecktes. Dank eines kleinen lokalen Reiseführers, den die Stadt vor einigen Jahren kostenlos an alle Haushalte verteilt hat, fanden wie auch schnell eine entsprechende Wanderung in der Nähe, den Bjänleden.

DSCF8196_wm

DSCF8094_wm

DSCF8099_wm

Benannt nach dem gleichnamigen See Bjän, führte die Wanderung in einem großen Bogen gute 8 km um diesen See herum, allerdings meist in gebührendem Abstand, so dass man eigentlich gar nicht so richtig an den See heran kam, was natürlich irgendwie schade war, aber jetzt im Winter eigentlich zu verkraften – baden wollten wir ja eh nicht. Die Wanderung gefiel uns trotzdem sehr, und ist mit Kindern gut zu machen. Für den Östgötaslätten (die „ostgotische Ebene“) ein wenig unüblich gab es hier sogar einige Höhenmeter zu bewältigen, und es ging unerwarteterweise immer wieder auf und ab.

Der Laden war leider am Sonntag geschlossen.

Der Laden war leider am Sonntag geschlossen.

So richtig gut sortiert scheint der Laden hier ja nicht zu sein.

So richtig gut sortiert scheint der Laden hier ja nicht zu sein.

Die Wanderung startet in einer kleinen Gemeinde mit dem Namen Bjäsäter, wo es außer einem alten Laden, der natürlich am Sonntag geschlossen hatte, nur ein paar Bauernhöfe und Wohnhäuser sowie eine alte Mühle gibt. Dort ist auch die lokale hembyggdsförening aktiv, also ein Verein, der sich u.a. um die historischen Gebäude in dieser Gegend kümmert. Man kann z.B. für 20 Kronen eine Karte über die Gegend und den Wanderweg kaufen (dazu legt man das Geld dort ganz einfach und unkonventionell in einen Briefkasten und nimmt eine Karte mit). Der Weg ist recht gut ausgeschildert, man folgt einfach den kleinen Schildern mit blauer Aufschrift sowie den blauen Markierungen. Der Wanderpfad führt teilweise auf sehr alten Wegen, die von den damaligen Bewohnern in der Gegend benutzt wurden sowie auf mittelalterlichen Reitwegen durch die Wälder. Der Pfad ist sehr schön gemacht, da man immer wieder auf Informationstafeln stößt, die einen darüber aufklären, wer denn wann und wo hier in den Wälder gelebt hat.

DSCF8066_wm

DSCF8067_wm

Hier gibt es die Karte zu kaufen…

Und dann immer den Schildern nach…

DSCF8074_wm

Alles klar?

Alles klar?

Nach ungefähr der Hälfte der Strecke suchten wir uns ein lauschiges Plätzchen mitten im Wald, wo dickes, flauschiges Moos einen herrlichen Platz fürs Mittagessen bot. Det 4aufeinenstreichvater kramte seinen 25 Jahre alten Gaskocher aus, der schon so manche Reise mitgemacht hat. Leider ging das gute Stück dann beim Auseinandermachen fast  kaputt.., aber letztendlich konnten wir ihn wieder so zurechtbiegen, dass er benutzbar war, und gleich darauf brannte ein herrliche Gasflamme, so dass wir mitten im Wald unsere mitgebrachten Fleischbällchen (köttbullar) braten konnten. Auch eine Packung Speck hatte den Weg in den Rucksack gefunden und wurde in tunnbröd eingewickelt verspeist – köstlich! In der Natur schmecken ja warme Speisen sowieso immer noch ein wenig besser als zuhause! Dazu dann noch warmen Tee und warmen Saft aus der Thermoskanne… da konnte uns das etwas nasskalte Wetter auch nichts mehr anhaben.

Köttbullar!!!!!

Köttbullar!!!!!

Lecker - warmer Saft aus der Thermos!

Lecker – warmen Saft aus der Thermoskanne!

Frisch gestärkt ging es weiter durch diese alte Kulturlandschaft, immer wieder vorbei an kleinen alten Holzhütten, die man in Schweden torp nennt. Im letzten Teil der Wanderung trafen wir dann am Wegesrand noch auf einen alten Briefkasten mit einem Buch, in dem sich Wanderer verewigen können. Das Buch war gerade erst ausgetauscht worden und für 2016 und (!) 2017 vorgesehen (allzu viele Wanderer kommen hier wohl nicht vorbei!!). Wir waren erst die zweiten, die sich in diesem Jahr hier eintrugen!

DSCF8149_wm

Hier kann man den bequemen neuen Weg über die Brücke wählen oder am Seil lang klettern...

Hier kann man den bequemen neuen Weg über die Brücke wählen oder am Seil lang klettern…

DSCF8161_wm

DSCF8171_wm

DSCF8175_wm

Wenn auch die Länge der Strecke mit ihren gut 8 km nicht unbedingt eine große Herausforderung war, so waren wir nach dem ewigen Auf und Ab doch schon recht müde, als wir wieder am Auto ankamen. Kurz davor waren wir noch an einem Hof vorbeigekommen, der eher einem Müllabladeplatz glich. Das ist echt ein Jammer und haben wir leider schon viel zu oft hier gesehen. Da ein Stück Land außerhalb der größeren Städte entsprechend billig in Schweden ist, kommt es nicht selten vor, dass die Bewohner ihr gesamtes Hab und Gut auf ihrem Grundstück verstreut „lagern“ (wegwerfen wäre wohl der treffendere Ausdruck!!). Da gab es alles von alten, verrosteten und von Sträuchern überwucherte Landmaschinen bis hin zu alten Autos und Bussen…

DSCF8227_wm

Dieser Bus steht wohl auch schon länger hier…

DSCF8233_wm

Schicker alter Daimler – ob der wohl noch fährt?

Insgesamt war es aber einfach eine schöne Sonntagsaktivität, die der ganzen Familie Spaß gemacht hat. Die Kinder fanden natürlich vor allem das „Grillen“ klasse, aber zogen auch beim Wandern gut mit ohne zu meckern. Das lag natürlich auch daran, dass der Bjänleden ein sehr abwechslungsreiche Wanderweg war, und es eigentlich immer wieder was Neues zu sehen und zu entdecken gab. Außerdem passte die Tour gut als kleine Vorbereitung für unsere geplante Mehrtagestour in den österreichischen Alpen im Sommer – da werden wir aber wohl den einen und anderen Höhenmeter mehr zu bezwingen haben!

DSCF8199_wm

DSCF8201_wm

DSCF8214_wm

DSCF8107_wm

Hier noch die GPS-Daten für den Parkplatz am Startpunkt der Tour:

WGS84 58°33’36.7″N 15°35’50.5″E. WGS84 DDM 58°33.612’N 15°35.842’E. WGS84 decimal (lat, lon) 58.560195, 15.597367.

 

10 Kommentare

  1. Hallo Hartmut,

    wunderschön! Und das so eine Jause in der Natur immer ganz besonders lecker schmeckt, kann ich sofort unterschreiben. Das erinnert mich an die Ausflüge in die Berge, die ich als Kind mit meinen Eltern unternommen habe, da durfte Speck, Käse und Brot auch nie im Rucksack fehlen. Schweden muss toll sein, hoffentlich komm ich bald mal hin!

    LG Karin

    • Hallo Karin,
      uns schmeckt das Essen in der Natur auch immer am besten. Auch zuhause verziehen wir uns so oft wie nur möglich zum Essen in den Garten. Vor allem zur Zeit genießen wir die langen Tage und sind bei schönem Wetter meist draußen unterwegs.
      LG
      Hartmut

  2. Klaus Reuss

    Hallo Hartmut,
    eine wunderschöne Wanderung! Für uns wäre Schweden, noch dazu im Februar, wohl um einiges zu kalt. Aber mit den Kindern durch den Wald streifen, mit einfachen Mitteln zu grillen und die Natur zu erleben, das ist genau das Leben, das wir uns auch vorstellen. Freu mich schon auf deine nächsten Berichte!
    Liebe Grüße von 3° Süd
    Klaus

    • Hallo Klaus,
      ist ja alles relativ, aber dass ihr das natürlich als zu kalt empfindet, kann ich verstehen. Wir sind ja daran gewöhnt und haben eher mit der Hitze Probleme. Im Moment ist es aber sehr schön und recht warm bei uns… und vor allem HELL!!
      LG
      Hartmut

  3. Lieber Hartmut,
    das war bestimmt nicht nur für die Kinder Abenteuer pur! Tolle Bilder übrigens – man bekommt fast das Gefühl, dabei gewesen zu sein.
    Was mich extrem überrascht hat waren die weggeworfenen Sachen und Autos; das habe ich bis jetzt nur in Verbindung mit den USA im Kopf gehabt.
    Liebe Grüße
    Elena

    • Vielen Dank, Elena. War wirklich eine schöne Wanderung. In Sachen alte Autos stehen wir den USA fast nichts nach glaube ich… auf dem Land stellen die Leute ihren Schrott einfach irgendwo hin… die haben teilweise einfach zu viel Platz!
      LG
      Hartmut

  4. Das ist idyllisch und Abenteuer pur! Ich kann gut verstehen, warum man in den Norden auswandert. Auch wenn es nicht so ist, vermitteln die Holzhäuser und die schöne Natur einem eine heile Welt! Und ich liebe Fleischbällchen 🙂

Schreibe eine Antwort