Kritische Stimmen behaupten ja, dass es in Europa auch alles gibt, was man in Neuseeland finden kann. Das ist sogar teilweise richtig, aber man kann den Spieß auch umdrehen. Die Gegend um Whangarei Heads in Neuseeland hat uns extrem an die Lofoten erinnert, die wir im letzten europäischen Sommer bereist und bewandert haben.
Wochenendausflug ins Northland
Obwohl ich hier am Wochende immer frei habe, reicht die freie Zeit nicht, um alles zu machen, was wir uns vorgenommen hatten. Das Northland kennen wir ja teilweise bereits von unserer Reise vor sieben Jahren, aber natürlich haben wir auch damals nicht alles erkunden können. Ende Februar fuhren wir deshalb zum zweiten Mal Richtung Norden, diesmal in die Gegend um Whangarei Heads.
Allein schon die Fahrt von Whangarei über die Whangarei Heads Road entlang der Küste ist echt der Knaller! Die Straße ist gut zu fahren, wenn auch an manchen Stellen recht kurvig, wie das hier in Neuseeland ja oft der Fall ist. Aber man sollte sowieso eher langsam dahingleiten, nicht nur wegen der Sicherheit. Es gibt wirklich tolle Ausblicke entlang der Küste zu bestaunen.
Airbnb mit Familienanschluss
Da wir das Zelten ein wenig satt hatten (mein Rücken schläft einfach nicht mehr so gut auf einer Isomatte, auch nicht auf einem neueingekauften, aufblasbaren neuseeländischen Modell), buchten wir diesmal ein Familienzimmer in einem Airbnb in Parua Bay, die kurz hinter den eigentliche Whangarei Heads liegt.
Diese Unterkunft war echt ein Glücksgriff! Ein wunderbares Zimmer im Souterrain-Keller des Hauses mit einem bequemen Doppelbett für uns Eltern und eine Art selbstgebautes „Halbhochbett“ für die Kinder. Dazu ein großzügiges, relativ neurenoviertes Bad und einen Aufenthaltsraum (den wir aber kaum nutzten). Außer dem Familienzimmer gibt es noch ein Doppelzimmer, zu dem ein älteres Bad mit WC gehört, weshalb das junge kanadische Paar, das dort wohnte bei uns im Badezimmer geduscht hat, was aber überhaupt kein Problem war. Sie waren morgens immer schon früh auf, um mit ihren Rennrädern durch die Gegend zu brausen, während wir noch schliefen…
Das Beste an diesem Airbnb waren aber die unglaublich gastfreundlichen Hosts Heather und Tony. Die Gäste haben die Möglichkeit ihre Küche mitzubenutzen. Auch durften wir unser Essen auf ihrer Terrasse einnehmen, die einen wunderbaren Ausblick über die Parua Bay hatte. Und am Morgen gab es zudem noch ein reichhaltiges und leckeres Frühstück – alles für nur 100 $ pro Nacht. Ein Schnäppchen hier in Neuseeland!
Mount Manaia Track – eine ziemlich steile Angelgenheit
Ein Grund, in diese Gegend zu fahren, war ein geplanter Ausflug auf den Mount Manaia. Von unserem Airbnb konnten wir praktischerweise zu Fuß innerhalb 20 Minuten zum Startpunkt der Wanderung gehen. Es gab hier aber auch direkt am Startpunkt der Wanderung einen Parkplatz, wo man sogar self-contained übernachten konnte (bis 6 m Fahrzeuglänge), wenn man mag.
Da es hier Kiwis geben soll, sind Hunde schon mal nicht erwünscht. Auch besteht wie in vielen anderen Gegenden Neuseelands eine gewisse Gefahr, dass man die für die Kauribäume tödliche Pilzsporen einschleppt. Deshalb ist es ganz wichtig, seine Ausrüstung und vor allem seine Schuhe ordentlich zu reinigen, wie das auch unter anderem auf den „pest free Islands” wie zum Beispiel auf Rotoroa Island üblich ist.
Two hours up, and one minute down…
Die Tour wird offiziell mit mit zwei bis drei Stunden Gehzeit angegeben. Als wir unsere Airbnb-Gastgeber fragten wieviel Zeit wir für die Tour einplanen sollten, meinten sie mit einem Augenzwinkern „two hours up and one minute down…“! Wir brauchten dann eine knappe Stunde nach oben und nicht ganz 45 Minuten wieder runter. Und es ging wirklich unglaublich steil nach oben, was anstrengender war, als erwartet. Beim Runtergehen fiel es einem schwer, nicht loszurennen, das es fast leichter war die steilen Stufen hinunterzulaufen als zu gehen. Nun verstanden wir auch, wie das unsere Gastgeber am Vormittag gemeint hatten…

Manchmal ging es zum Glück auch nur geradeaus…
Der Weg verläuft fast die ganze Zeit im native bush, ideal für heiße Tage. Man kommt auch so bereits schnell ins Schwitzen, obwohl wir nicht wie einige ”verrückte” Läufer den Weg hoch- und wieder hinutergerannt sind. Allerdings wird man am Ende durch einen grandiosen fast 360˚-Ausblick auf die umliegenden Buchten, die gegenüberliegenden Marsden und Tree Point, den Pazifik sowie das Hinterland belohnt.
Nachdem wir den Ausblick dort oben ausgiebig genossen hatten, machten wir uns wieder auf den Heimweg, da wir am Nachmittag ja noch so einiges vor hatten.

Einer der Ausblicke von Mount Manaia.
Bream Head Scenic Reserve
Die Gegend um die Whangarei Heads war genau das Richtige für uns Wanderbegeisterte. Nur ein paar Autominuten von unserer Unterkunft entfernt lag das Bream Head Scenic Reserve, das wir von unserer wunderschönen Aribnb-Terrasse aus sehen konnten. Unter anderem schaute man auf den sogenannten Mount Lion, der für uns aber eher wir das liegende Profil eines menschlichen Gesichts aussah… Dort gab es jedenfalls eine ganze Menge unterschiedlicher Tracks, die man je nach Lust und Laune sowie Kondition bewandern konnte.

Der Ausblick von der Airbnb-Terrasse mit dem Mount Lion im Hintergrund.
Te Whara – eine Gipfelbesteigung durch native bush
Da wir ja nur noch den Nachmittag zur Verfügung hatten, entschieden wir uns für eine Besteigung des höchsten Gipfels dort in der Gegend, den 467 Meter hohen Te Whara. Es gibt eine Runde, die cirka 1 km vor der Ocean Beach beginnt und wobei man den Gipfel auf einem Loop besteigen kann. Rundwege sind uns eigentlich immer lieber, als erst hin und dann den gleichen Weg wieder zurück zu gehen. Die Strecke war mit ungefähr vier Stunden angegeben, was so ganz gut in unseren Zeitplan passte.
Wir starteten am Beach Cove Track, und die ersten paar Hundert Meter ohne wirklichen Schatten waren in der sengenden Hitze nicht besonders angenehm. Man läuft dann eine ganze Weile im Busch bis man auf den Bream Head/Te Whara Track trifft, der hier entlang der Küstenlinie verläuft. Dort geht es dann links ab zum Te Whara Track, einem kleineren und unscheinbaren Trampelpfad folgend immer weiter nach oben. Hier geht man nun durch wirklich dichten native bush, wo man bei Regenwetter glaube ich echt seine Mühe gehabt hätte.

Der Track durch den Bush zum Gipfel
Wir hatten auf dem Weg nach oben keine Menschenseele getroffen. Und gerade nachdem ich das angemerkt hatte, kam uns von oben eine Neuseeländerin entgegen, die wohl hier nicht nur zum Vergnügen unterwegs war. Sie trug Dokumentationsmaterial bei sich und schien irgendetwas zu registrieren oder kontrollieren. Wir hielten natürlich kurz auf ein Schwätzchen an (da sind die Kiwis ja ein bißchen wie die Schweden…) und sie erzählte uns, das am Vormittag eine große asiatische Reisegruppe auf dem Gipfel gewesen sei… oh, und wir dachten, wir könnten dort oben die Stille und Einsamkeit genießen.
Ausblick mit Panorama
Nun war es aber nicht mehr weit, und nach cirka 15 Minuten waren wir am högsten Punkt des Tracks angekommen. An dieser Stelle führte der Weg linker Hand über Stufen wieder hinunter Richtung Küste. Zum eigentlichen Gipfel musste man nun noch einen kleinen Trampelpfad entlang des Grates durchs Gebüsch gehen. Zuvor kletterten wir aber noch rechts einen Felsen hoch (ein Tipp der Neuseeländerin), um die grandiose Aussicht von dort zu genießen.
Dann machten wir uns auf, an den Warnschildern vorbei Richtung Gipfel. Den cirka 50 Meter langen Weg bis kurz vor den Gipfel kann man (trotz Warnschilder) ohne Probleme gehen, auch mit Kindern. Die letzten Meter bis zum Gipfel sind dann schon eine Herausforderung und für mich nicht ganz Schwindelfreien eher nichts. Meine liebe Frau wäre natürlich gerne nach oben geklettert, wurde aber von unserer Tochter aufgehalten, die zu sehr Angst um ihre Mutter hatte. Egal, auch von hier aus hatte man schon eine tolle Aussicht auf die umliegenden Gipfel und das Meer – nur eben keine Rundumsicht.

Hier wären wir vielleicht nicht weitergegangen, wenn uns die Neuseeländerin nicht versichert hätte, dass es völlig ok ist.

Der Gipfel von Te Whara
Whangarei Heads in Neuseeland, der reinste Lofoten Flaschback
Also gingen wir wieder zurück auf den Track und folgten den Stufen und dem Weg nach unten. Der Pfad war hier stellenweise recht matschig, und wir versuchten uns einen einigermaßen trockenen Weg zu bahnen. Auch trafen wir nun plötzlich auf vereinzelte Wanderer, die uns auf ihrem Weg nach oben entgegenkamen. Die angekündigte asiatische Reisegruppe war uns ja zum Glück erspart geblieben, und ich überlegte mir ernsthaft, wie die wohl alle diese Weg nach oben gekommen waren. Es war jedenfalls sehr schön, die Aussicht oben beim Gipfel in Ruhe alleine genießen zu können.
Das Wetter konnte an diesem Nachmittag nicht besser sein. Als wir aus dem Wald herauskamen bot sich uns ein grandioser Ausblick über den Küstenstreifen mit seinem azurblauen Wasser, den weißen Stränden. Dazu das satte Grün der umliegenden Hügel… ein Traumkulisse schlechthin. Den ganzen Tag bereits hatten uns die Aussichten an die Tage in Norwegen letzten Sommer erinnert. Der größte Unterschied allerdgings waren die Temperaturen, sowohl in der Luft als auch im Wasser!

Auf dem Weg zur Ocean Beach!
Nun spurteten wir jedenfalls nach unten dem Strand entgegen, hatten wir uns doch schon seit Stunden auf ein erfrischendes Bad im Pazifik gefreut. Wir machten auf der Höhe nur noch einen kurzen Stopp an der Stelle, wo während des 2. Weltkrieges eine neuseeländische Verteidigungsanlage stand (heute gibt es dort einen Picknicktisch mit Bänken). Und den obligatorischen Halt an der Desinfektionsstation kurz vor Ende des Tracks ließen wir natürlich auch nicht aus und reinigten und desinfizierten unsere Schuhe heute bereits zum vierten Mal (immer am Anfang und am Ende jedes Trails).
Ocean Beach – ein perfekter Abschluss einer Wanderung
Ocean Beach ist eine dieser typischen neuseeländischen Strände, an denen wir nun schon viel Zeit in den letzten Wochen verbracht haben und von denen wir eigentlich nicht genug bekommen können.
Nach insgesamt fast sechs Stunden wandern an jenem Tag hatten wir uns aber auch wirklich eine Pause und vor allem ein Bad im Meer verdient. Die Wellen waren mal wieder großartig, und so verbrachten wir hier ein, zwei Stunden, bevor wir dann am frühen Abend unseren Heimweg antraten. Um die Runde komplett abzuschließen fehlten nur noch ein paar Hundert Meter bis zu dem Parkplatz, wo unser Kiwimobil stand.

Ein herrlicher Abschluss einer langen Wanderung.
Da wir auf dem Nachhauseweg noch zu Abend essen wollten, holten wir zuerst das Auto und nutzten dann wie so oft die kostenlosen Duschen am strandnahen Parkplatz, um uns das Salzwasser vom Körper zu spülen. Diese Duschen findet man wirklich überall und für uns super praktisch, um sich nochmal ein wenig zu efrischen. Wir machten uns dann auf den Weg zu einem nahegelegenen Restaurant, das wir bereits am Vormittag entdeckt hatten.
Mount Manaia Club
Ehrlich gesagt, wissen wir nicht so richtig, was es mit dem Mount Manaia Club auf sich hat. Ist es ein Wanderclub, eine Anglervereinigung, ein Heimatverein oder doch nur ein Restaurant… ? Da es aber nicht wirklich viele Alternativen gab, der Club am Start des Mount Manaia Tracks und nicht weit von unserem Airbnb lag, legten wir auf dem Nachhauseweg dort einen Stopp ein.
Zugegeben, ich war ein wenig skeptisch, ob wir dort überhaupt etwas zu essen bekommen könnten, so als Nichtmitglieder. Man sah uns unsere Unschlüssigkeit wohl schon von weitem an, und so kam auch gleich eine ältere Dame auf uns zu und fragte, ob wir Mitglieder wären (was ja, eigentlich ziemlich offensichtlich nicht der Fall war, da wir den Altersdurchschnitt an diesem Abend ziemlich senkten). Sie uns deshalb auch gleich auf ihren Namen als Gäste des Clubs in ein großes am Eingang bereitgelegetes Buch ein. Sie erklärte uns dann noch, dass offiziell eben nur Mitglieder und deren Gäste hier speisen und vor allem trinken durften. Und für den Fall einer ”very unlikely police control” wäre es eben wichtig, dass alle registriert seien.

Unseren Kinder gefiel es im Mt Manaia Club jedenfalls gut.
Das waren dann aber auch schon die ganzen Formalitäten, und wir konnten es uns auf der Terasse in der noch ziemlich krassen Abendsonne gemütlich machen. Hungrig und durstig waren wir allemal, und so ließen wir uns das leckere Essen dort so richtig schmecken, bevor wir dann müde und zufrieden am späten Abend in unseres gemütliches Airbnb zurückkehrten.
Unser Fazit zur Gegend um die Whangarei Heads in Neuseeland
Ein Besuch dieses wirklich schönen Fleckchen Neuseelands lohnt sich aus vielerlei Gründen:
- eine Vielzahl an einfachen bis anspruchsvollen Wanderungen auf kleinstem Raum
- traumhafte Strände zum Baden und Surfen
- Unterkünfte, die preislich etwas unter dem Niveau von z.B. Coromandel und Bay of Islands liegen
- nicht unbedingt der größte touristische Hot Spot Neuseelands, wenn man auch dort sicher in der Hochsaison auch nicht völlig alleine ist
- gut und relativ rasch von Auckland aus in zwei, drei Stunden zu erreichen
Wie so oft hätten wir in dieser schönen Gegend noch viele Tage verbringen können. Wir waren aber am Sonntagnachmittag mit einer befreundeten Kiwi-Familie in Auckland zum Barbecue verabredet. Deshalb mussten wir leider diesen schönen Teil Neuseelands bereits viel zu früh wieder verlassen…

Mount Manaia am Abend
Lieber Hartmut,
das klingt nach tollen Wandertouren! Die Geschichte mit dem Warnschild ist lustig. Vielleicht sind solche Schilder in Europa nur dort angebracht, wo es wirklich happig wird und in Neuseeland etwas häufiger?
Ich wünsche euch noch viele tolle Wochenendausflüge!
Liebe Grüße
Gela
Liebe Gela,
ja, das war ein toller Tag und ne super Wanderung. Ehrlich gesagt, mich überraschen die vielen Warnschilder hier immer wieder. Sind wir von Schweden so nicht gewohnt.
Viele Wochenenden haben wir ja leider nicht mehr…
LG
Hartmut