Ok, den Fischmarkt, der mit Seafood Bazar in unserer Karte eingezeichnet war, konnten wir gestern Morgen beim besten Willen nicht finden! Ob es nun an unserer mangelnden Orientierung oder der endlosen Baustelle mit ihrem unüberwindbaren (?) Bauzaun lag, sei dahingestellt. Nach fast einer Stunde Fussmarsch gaben wir die Suche jedenfalls auf, wussten wir ja eigentlich auch nicht ganz genau, nach was wir eigentlich suchten… Im Hotel heute morgen bestätigte man uns, dass es den Seafood Bazar immer noch gibt… nun ja, zur Entschädigung waren wir heute zumindest im Balık Pazarı, einem Fischmarkt in der Çiçek Pasajı (Flower Passageway). War nicht ganz das, was wir uns vorgestellt hatten, aber ok. Auf der anderen Seite lernten wir dadurch einige Ecken Istanbuls kennen, die wir vermutlich sonst nicht zu Gesicht bekommen hätten. Es ging steile Strassen und Gassen hinauf und hinunter. Voller Bewunderung beobachten wir hier immer wieder die jungen wie älteren Männer, die Waren auf einem Handkarren durch die Gegend ziehen – und dabei ist es hier nicht so flach wie bei uns zuhause!
Gestern wurde es dann auch noch empfindlich kalt hier in Instanbul – eigentlich hatten wir uns den Frühling am Bosporus ein wenig anders vorgestellt, aber zumindest blieb uns bisher der Schnee erspart! Und heute kam dann unerwartet wieder die Sonner zum Vorschein, so dass wir hoffen, dass die Wettervorhersage auch weiterhin so unzuverlässig ist wie bisher. Ansonsten wird es vielleicht nichts mehr mit unserer Fahrt auf dem Bosporus – dazu hatten die Kinder, vor allem T, heute nachmittag beim besten Willen keine Lust mehr. Alle haben uns ja gesagt, dass das zu einem Istanbulbesuch dazugehört, und wir hätten ja eigentlich auch Lust darauf. Auf der anderen Seite haben wir es bisher weder in Berlin noch in Stockholm zu so einer Fahrt gebracht, obwohl das ja zu einem Besuch dort dazugehört…
Ein paar andere Sehenswürdigkeiten haben wir dann aber doch noch „abgehakt“. Obwohl an anderer Stelle davon abgeraten wurde, waren wir gestern Abend in der Cisterna Basilika, einer alten Zisterne in der Nähe der Haga Sophia. Zugegebenermassen können wir die Kritik ein wenig verstehen. Da wir doch kurz vor Torschluss hineingegangen sind, sparten wir uns zum einen mal das lange Anstehen und auch in der Zisterne war es leer mit nur wenigen Blitzlichtfotografen! Uns gefiel es jedenfalls sehr, und die Kinder fanden es toll so unter der Erde im Halbdunkeln herumzugehen. Wir hatten ja Zeit, danach sollte es sowieso nur noch zurück ins Hotel gehen.
Heute waren wir bei strahlendem Sonnenschein vor allem in der Istanbuler Neustadt unterwegs, in den Bezirken Beyoğlu und Galata. Ein Besuch des Taksimplatzes, der Einkaufsstrasse İstiklal Caddesi (Unabhängigkeitsstrasse) vorbei an vielen diplomatischen Vertretungen (u.a. die schwedische) und natürlich des Galataturms mit unglaublicher Aussicht über die Stadt standen mit auf dem Programm. Die Wartezeit am Turm hielt sich in Grenzen, ungefähr 20 Minuten, und das Warten lohnte sich allemal! Zurück ging es dann wieder über die Galatabrücke, vorbei an allen Anglern (L im Glück!) und im Gedränge am Wasser noch das süsse Gebäck Lokma probiert (danke für den Tipp Janina), was sehr gut ankam!
Noch haben wir auch von den Moscheen nicht genug bekommen. Gestern statteten wir der Süleymaniye-Moschee einen längeren Besuch ab. Diese grosse Moschee ist auf eine besonders erdbebensichere Weise erbaut, wie ein Guide erklärte. Man hat uns auch erklärt, wie man die Geschlechtertrennung in den Moscheen im allgemeinen organisiert hat (nachdem H das unbedingt wissen wollte). H wurde zudem im Prinzip „eingeladen“, am Freitagsgebet „teilzunehmen“, wenn er wolle. Das liesse sich alles arrangieren. Man ist hier in den Moscheen wirklich darauf bedacht, den Islam uns unwissenden Christen und Atheisten (und was/wer wohl sonst hier noch so rumläuft) näher zu bringen. Auf dem Nachhauseweg heute waren wir noch in der Yeni Cami, der Neuen Moschee, in der gerade ein Gottesdienst oder ähnliches abgehalten wurde. Die Moschee war trotzdem auch für Besucher zugänglich, weshalb wir die Gunst der Stunde nutzten und uns auf dem Boden der Mosche niederliessen, um die Abläufe zu beobachten. Irgendwie kam man sich ein wenig komisch vor, dass alles nur zu beobachten und auch noch ein paar Bilder zu machen. Auf der anderen Seite, hatten viele türkischen Männer und Jugendliche noch weniger Hemmungen und machten z.B. im Gebetsbereich Selfies von sich mit den Betenden im Hintergrund. Der Imam (?) war sehr ausdauernd in seinem Gesang und musste zwischendurch auch mal SMS schreiben oder seinen Anrufbeantworter auf dem Handy abhören!! Da schauten wir dann doch ein wenig verdutzt aus der Wäsche… L wollte eigentlich gar nicht mehr weg aus der Moschee, aber irgendwann war es dann doch Zeit, wieder ins Hotel zurückzukehren.
Die Tage vergehen hier leider viel zu schnell. Es gibt noch so vieles zu sehen und zu erleben. Wir haben schon jetzt einige Dinge von unserer Liste streichen „müssen“, aber weniger ist ja bekanntlich mehr! 🙂