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Die tschechische Hauptstadt Prag mit Kindern erleben

Vor zwei Jahren machten wir uns in der Osterwoche auf den Weg nach Prag, um dort liebe Freunde zu besuchen. Als gebürtige Berlinerin hatte die 58GradNord-Mutter die tschechische Hauptstadt schon mehrmals besucht, aber für den Rest der Familie war es absolutes Neuland. Obwohl wir sechs Tage in dieser schönen Stadt verbrachten, war die Zeit natürlich viel zu kurz, um der Vielfalt gerecht zu werden.

Via Amsterdam ging es in gewohnter Weise in nur wenigen Stunden in die Stadt an der Moldau. Da wir dort wie gesagt Freunde besuchten, mussten wir uns dieses mal keine Gedanken zu Unterkunft und Transfer vom Flughafen machen, was die Reise schon mal sehr entspannt anfangen ließ.

Die Erfahrungen der letzten Jahre wurden mal wieder bestätigt, dass man auch mit kleineren Kinder sehr gut eine Städtereise machen kann. Und Prag mit Kindern funktioniert! Wir hatten vorher keine großen Pläne gemacht, und entschieden recht spontan, was wir uns anschauen wollten.

Mit seiner ereignisreichen und langen Geschichte ist Prag der optimale Ort für geschichtsinteressierte Reisende.  Hier mussten wir natürlich einige Kompromisse eingehen, damit das Programm auch den Kindern gefallen würde, was aber nicht allzu schwer war – hat Prag doch für jeden was zu bieten.

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Altstädter Rathaus mit astronomischer Uhr und toller Aussicht

Es ist eine wahre Freude in Prag durch die Straßen und Gassen zu wandern. Im Zentrum kann man viele Stunden herumschlendern, die schönen alten Gebäude, die vielen Menschen und das ganze Drumherum bewundern. Einige Pflichtbesuche wie z.B. an der astronomische Uhr (von 1410!!) am Altstädter Rathaus, von dessen Turm man eine tolle Aussicht über die Innenstadt mit Altstädter Ring hat gehörten natürlich dazu. Es lohnt sich, seinen Besuch an der astronomischen Uhr (mit Kalender) zu „planen“, da zu jeder vollen Stunde zwischen 9 und 21 Uhr in den beiden Fenstern der Uhr die Figuren der zwölf Apostel erscheinen. Wir waren mehrere Mal dort – die Kinder fanden es super! Darüberhinaus gibt es viele schöne Cafés und Restaurants und Köstlichkeiten wie Trdelniks, die überall angeboten werden! Kulinarisch hat Prag sowieso sehr viel zu bieten, vieles was für unsere west- bzw- nordeuropäischen Gaumen mitunter auch recht ungewohnt war. Die Wartezeit an der astronomischen Uhr wurde uns einmal von einer tschechischen Studentin vertrieben, die eine Umfrage über die Ess- und Trinkgewohnheiten von ausländischen Touristen in Prag machte. Unglaublich, was wir alles nicht kannten und vor allem noch nie probiert hatten…

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Prag mit Kindern funktioniert alleine schon wegen den Trdelniks!!!

Prag mit Kindern funktioniert alleine schon wegen den Trdelniks!!!

Trdelniks mussten natürlich probiert werden...

Trdelniks mussten natürlich probiert werden…

Jüdische und deutsche Geschichte in Prag – auch was für kleine Kinder

Unsere Besuche bei den Großeltern in Berlin haben wir in den letzten Jahren auch immer verstärkt dazu genutzt, unseren Kinder ihre deutsche und europäische Geschichte ein wenig näher zu bringen. Auch in Prag nutzten wir die Chance, Geschichte mehr hautnah zu erleben und erklären zu können. Natürlich musste das für die damals 6 und 8 Jahre alten Kleinen altersgerecht angepasst werden. Aber es ist immer erstaunlich, wie viel doch auch kleinere Kinder bereits begreifen und verstehen können, wenn man es ihnen nur konkret und  sozusagen vor Ort anschaulich erklären kann. Besuche in einigen der zahlreichen Synagogen und dem jüdischen Friedhof standen ebenso auf dem Program wie ein „Besuch“ der deutschen Botschaft. Letztere sahen wir natürlich nur von außen, vor allem machten wir uns die Mühe, auf die Rückseite zu wandern, von wo man eine gute Aussicht hat auf den Garten der Botschaft hatte. Es war nicht nur für die Kinder schwer vorstellbar, dass hier vor einigen Jahren bis zu 4000 Deutsche aus der ehemaligen DDR auf ihre Ausreise nach Westdeutschland ausharrten…

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Der jüdische Friedhof

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Die Männer waren mit entsprechender Kopfbedeckung unterwegs

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Der Garten der deutschen Botschaft

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Petrinihügel – die grüne Lunge Prags

Wenn man der Innenstadt und dem Trubel ein wenig entfliehen will, können wir einen Besuch auf den Petrinhügel (Petřínské Sade) sehr empfehlen. Dieses Naherholungsgebiet liegt westlich des Stadtzentrums und ist ein optimaler Ort für weitläufige Spaziergänge und wunderschöne Ausblicke auf Prag. Man erreicht die Petrinhügel zum Beispiel mit der Standseilbahn von der Talstation Ujezd (ganz in der Nähe der gleichnamigen Straßenbahnhaltestelle), die bis auf zwei längere Unterbrechungen seit 1891 in Betrieb ist. Die Fahrt kam natürlich bei den Kindern sehr gut an, so dass sich die nicht allzu lange Wartezeit wirklich lohnte. Unweit der Bahnstation auf dem Petrinhügel liegt das Štefánik-Observatorium, eine historische Sternwarte aus den 20er Jahren, wo sich ein Besuch lohnen soll – doch leider war es an jenem Tag geschlossen. Uns machte das nicht so viel aus. Genossen wir stattdessen die Prager Frühlingssonne und streunten durch die schön angelegten Gartenanlagen rund ums Observatorium.

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Bruder & Schwester auf dem Weg zur Talstation der Standseilbahn

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Die Petrinhügel sind recht groß, und man kann ohne Probleme nahezu einen ganzen Tag dort verbringen. Auch sehr zu empfehlen – vor allem, aber nicht nur mit Kindern – ist ein Besuch im historische Spiegellabyrinth (Zrcadlové bludiště). Nachdem man durch ein Gewirr von Spiegelgängen geirrt ist, kommt man zu einem plastischen Bild, wo wir dann auch mal kurz in die böhmisch-schwedische Geschichte eintauchen konnten, da dort die Schlacht 1648 gegen das schwedische Heer auf der Karlsbrücke dargestellt war – die letzte Schlacht im Dreißigjährigen Krieg. Am Ende geht man dann noch durch den „Saal des Lachens“, wo man sich in verschieden Zerrspiegeln in mehr oder weniger vorteilhaften Körperkompositionen spiegeln kann…

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Das Spiegellabyrinth

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Schlacht auf der Karlsbrücke 1648

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Saal des Lachens

Danach wanderten wir dann am Aussichtsturm Petřín (Petřínská rozhledna) vorbei, der dem Pariser Eiffelturm nachempfunden ist. Eine Besteigung schenkten wir uns aber, da alle etwas müde waren und sich nach einem Mittagessen sehnten. Zum Glück gibt es dort oben eine ganze Menge kleiner Essensbuden und Restaurants, so dass man leicht und problemlos zu etwas ess- und trinkbarem kommen kann.

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Die schwedische Botschaft in der Nähe des Klosters Strahov

Vom Petrinhügel kann man dann einen langen schönen Spazierganz durchs Grüne machen, die Ausblicke über Prag genießen bis hin zum Stadtteil Hradčany wandern, wo ein Besuch im Kloster Strahov lockt. Vor allem die Klosterkirche aus dem 12. Jahrhundert und die Klosterbibliothek sind ein Besuch wert. Einen Besuch dort kann man auch mit einem Besuch der Prager Burg bzw. Burgstadt kombinieren.  Man sollte dann versuchen, pünktlich zur Wachablösung um 12 Uhr dorthin zu gelangen. Das Geschehen ist natürlich nicht ganz so pompös wie in London, aber dennoch sehr eindrucksvoll, vor allem da unsere Kinder so etwas noch nie gesehen hatten ( wir haben es noch nicht einmal zur Wachablösung am Stockholmer Stadtschloss geschafft…). Wir haben das an einem anderen Tag gemacht und sind von der Innenstadt aus „aufgestiegen“. In der Umgebung der Burg gibt es so einiges zu besichtigen, was uns aber mit den Kindern zu anstrengend war, weshalb wir darauf verzichteten außer einer Besichtigung des Veitsdomes natürlich, den wir uns trotz relativ langer Warteschlange bei schlechtem Wetter nicht entgehen lassen wollten. Auch ein Besuch des Goldenen Gässchens mit mittelalterlicher Ritterrüstungsausstellung lohnt sich unserer Meinung, auch wenn man dort wirklich zu 100% im touristischen Zentrum Prags angekommen ist – die Kinder störten sich daran überhaupt nicht und waren begeistert!

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Wachablösung im Regen…

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Architekturunterricht im Veistdom

Prag mit Kindern – der obligatorische Zoobesuch

Einen Tag haben wir dann auch komplett Kinderprogramm gemacht und sind in den Prager Zoo gefahren. Eigentlich finden wir Eltern das Konzept Zoo grundsätzlich ein wenig problematisch. Andererseits kann ja auch nicht jeder um die Welt fahren und sich alle Tiere in freier Wildbahn anschauen… wie dem auch sei, so war unser Besuch bei schönsten Sonnenschein ein voller Erfolg. Der Prager Zoo hat in den letzten Jahren wohl relativ viel Geld und Arbeit investiert, um die Gehege ordentlich zu modernisieren und anzupassen. Auf den über 40 ha für den Besucher zugänglichen Gelände gibt es wirklich viel zu sehen und letztendlich hatten nicht nur die Kinder ihren Spaß!

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Luftige Gondel im Prager Zoo

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Es gibt so extrem viel zu sehen in dieser Stadt, und hinter jeder Ecke gibt es wieder etwas neues zu entdecken. Neben allen Sehenswürdigkeiten haben wir es einfach genossen, in den Straßen herumzustreunen, die Karlsbrücke entlangzuschlendern, den Straßenkünstlern bei der Arbeit zuzuschauen oder auch den vielen Brautpaaren, die ständig in der Stadt unterwegs waren, und sich überall fotografieren ließen. Wir haben Prag als eine sehr vielseitige und freundliche Stadt erfahren dürfen. Natürlich lag das auch vor allem auch an unseren lieben Gastgebern. Wir haben alle dieser tollen Stadt etwas abgewinnen können und hoffen, dass es nicht unser letzter Besuch dort gewesen ist.

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Tolle Schuhkonstruktion!!

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Typische (?) Prager Stadtmusikanten…

Auch schon in Prag gewesen? Hast du vielleicht noch irgendwelche Tipps, dann bitte kommentieren. Wir freuen uns immer über weitere Anregungen.

 

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