Schweden im 17. Jahrhundert, es regierte König Gustav II. Adolf, der bereits als 17-Jähriger den schwedischen Thron bestiegen hatte und ein schweres Erbe angetreten war. Er schloss Frieden mit Dänemark, führte jedoch Krieg gegen sowohl Russland als auch Polen und sorgte unter anderem dafür, dass Stralsund für ungefähr 200 Jahre von Schweden beherrscht wurde.
Er war ein für Schweden sehr bedeutender König. In seinem Kriegseifer gegenüber Polen lies er in den Jahren 1626-1628 ein stattliches Kriegsschiff bauen, die Vasa, die das größte Kriegsschiff auf der Ostsee werden sollte. Nun ging beim Bau und vor allem bei der Jungfernfahrt der Vasa einiges schief, was dazu führte, dass das Schiff noch auf seiner Jungfernfahrt kenterte ohne jemals in eine Schlacht verwickelt gewesen zu sein.
Dieses Schiff kann heute in Stockholm in einem eigens dafür gebauten Museum besichtigt werden und ist aus sowohl historischer als auch archäologischer Sicht einzigartig. Schon lange wollten wir einmal der Vasa einen Besuch abstatten, da unter anderem unsere Tochter dort noch nie gewesen war. Wir haben gute Zugverbindungen nach Stockholm und so fuhren wir vergangenen Samstag für ein paar Stunden in die ca 200 Kilometer entfernte schwedische Hauptstadt.

Die Weihnachtsschaufenster bei NK in Stockholm
Das weihnachtliche Stockholm
Bei Ankunft in Stockholm wurden wir von Schneeregen begrüßt. Stockholm zeigte sich heute nicht von seiner schönsten Seite. Auch die reichhaltige Weihnachtsbeleuchtung konnte die Stimmung nicht so richtig heben. So gingen wir unter anderem an NK vorbei, der „Nordiska Kompaniet„, dem KaDeWe Stockholms kan man sagen, wo man sich zu Weihnachten immer ganz besondere Mühe gibt, um die Schaufenster zu dekorieren. Der Weg führte dann vorbei am königlichen Garten, dem Kungsträdgården, und weiter über Nybroplan und den Strandvägen mit seinen prächtigen Gebäuden nach Djursholmen, wo unter anderem das Freilichtmuseum Skansen, das Nordische Museum und eben auch das Vasamuseum liegen.

Nordiska, Vasamuseum und Gröna Lund
Man kann den Weg vom Bahnhof (Centralstationen) auch mit Taxi, Bus bzw Kombination Bus/Straßenbahn zurücklegen, aber der Fußmarsch dorthin dauert nicht länger als eine halbe Stunde, und ist zumindest bei schönem Wetter sehr zu empfehlen.
Das Vasamuseum – freier Eintritt für Kinder
Wir waren froh, dem Schmuddelwetter eine Weile entkommen zu können, als wir im Museum ankamen. Für Erwachsene kostet der Eintritt zur Zeit 130 kr (Studenten 100 kr), Kinder haben bis 18 Jahre freien Eintritt (Stand Dezember 2016). Es gibt hier unterschiedliche Führungen in unterschiedlichen Sprachen, und wir hatten Glück, dass nur 10 Minuten nach unserer Ankunft eine Familienführung startete. Standardmäßig finden die Führungen auf Schwedisch und Englisch statt, andere Sprachen können aber auch gebucht werden. Dazu setzt man sich direkt vorab mit dem Museum in Verbindung.
Man kann sich aber auch auch über die offizielle Webseite des Museums einen MP3-Audioguide auf Deutsch herunterladen und auf eigene Faust durch das Museum wandern.
Die Geschichte der Vasa
Was ist denn nun eigentlich passiert? Das wurde uns bei unserer Familienführung ausführlich erzählt, und ist an vielen Stellen im Museum nachzulesen.
Nach dreijähriger Bauzeit stach die Vasa am 10. August 1628 vom Stockholmer Schloss aus in See. Sie kam jedoch nicht weit und kam nach cirka 1300 Meter aufgrund eines sanften Windstoßes bedrohlich ins Wanken, richtete sich aber wieder auf. Einem zweiten Windstoß konnte sie allerdings nicht standhalten und sank innerhalb weniger Minuten auf den schlammigen Grund des Stockholmer Hafens. Von den mehreren hundert Menschen, darunter auch Frauen und Kinder, ertranken ungefähr 50 Personen.
Das war ein herber Schlag für die schwedische Kriegsmarine, sowohl militärisch als auch politisch, da man darauf gehofft hatte, mit diesem einmaligen Kriegsschiff, Schwedens Vormachtstellung in der Ostsee zu festigen.

Das Modell der Vasa vor dem Original
Was war passiert?
Man suchte die Schuld natürlich zuerst beim in Dänemark geborenen Kapitän, Söfring Hansson, der auch sofort verhaftet worden war. Er konnte aber glaubhaft versichern, dass die Mannschaft nicht betrunken und die Kanonen ordnungsgemäß verzurrt waren. Auch die holländischen Schiffsbauer wollte man zur Rechenschaft ziehen, aber sie hatten sich an die eigens vom König genehmigten Pläne gehalten.
Vor der Jungfernfahrt der Vasa hatte man sogar einen Stabilitätstest gemacht, indem man wie damals üblich 30 Personen auf dem Deck hin und her laufen lies. Der Versuch musste schon nach dreimaligem Hin-und-her abgebrochen werden, da das Schiff bedenklich zu schwanken begann… niemand traute sich aber, dies öffentlich zu machen und damit dem König unter die Augen treten zu müssen. Das Schiff war einfach zu schlank gebaut, mit zu vielen Kanonen bestückt und mit zu wenig Platz für Ballast im Rumpf konzipiert worden.

Die Vasa kam nicht wirklich weit auf ihrer Jungfernfahrt
Über 300 Jahre im Schlamm versunken
Bereits im 17. Jahrhundert versuchten viele, die Schätze der Vasa zu bergen, vor allem die 64 Kanonen aus Bronze waren damals viel wert. Mit Hilfe einer Taucherglocke schaffte man es wirklich in den Jahren 1665 och 1665 bis zu 50 Kanonen vom Meeresboden zu retten.
Ende der 50er Jahre begann ein junger Ingenieur namens Anders Franzén, sich für die versunkene Vasa zu interessieren. Franzén wusste ja nicht genau, wo die Vasa untergegangen war und so versuchte er, mit Hilfe eines speziell von ihm konstruierten Lots das Schiffswrack zu finden. Dies gelang ihm nach mehreren Jahren auch. Am 15. August 1956, 328 Jahre nachdem die Vasa gesunken war, brachte Anders Franzéns Schnurlot ein winziges Stück schwarze Eiche an die Wasseroberfläche. Wenige Tage später wurde durch ein Tauchgang der Fund der Vasa bestätigt. Dies war der Startschuss für eine ungewöhnliche Rettungskation, bei dem ein zu fast 98% erhaltenes Schiffswrack aus dem Schlamm geborgen wurde.

Mit diesem Senk- oder Schnurlot fand Anders Franzén die versunkene Vasa
Vasamuseum – ein besonderes Museum
Vom Zeitpunkte des Fundes der Vasa sollten noch einmal mehrere Jahre vergehen, bis sie dann am 24. April 1961 an die Oberfläche geholt werden konnte. 1987 begann man ein neues Museum für die Vasa zu bauen, wohin sie ein Jahr später von ihrem bisherigen provisorischen Aufbewahrungsplatz transportiert wurde. Das Museum wurde dann am 15. Juni 1990 von Karl XVI. Gustaf feierlich eröffnet, nur ein Jahr vor meinem ersten Besuch dort.
Der Anblick der großen Vasa beeindruckt direkt, nachdem man das Museum betreten hat, das im Prinzip um das Schiff herumgbaut wurde. Auf unterschiedlichen Ebenen kann man so nah an das Schiff herangehen und sich die verschiedenen Decks anschauen. Man darf das Schiff nicht betreten, aber sich in der Ausstellung um das Schiff herum einige nachgebauten Räumlichkeiten anschauen. Man bekommt so ein recht gutes Gefühl dafür, wie eng so ein Schiff doch damals war, trotz seiner stattlichen Größe.
Auf unserer Familienführung erfuhren wir nicht nur einiges von der Geschichte der Vasa. Die Kinder durften auch ganz anschaulich die Bergung mit einem kleinen Modell simulieren. Ich kann jetzt nicht behaupten, dass die Führung ganz große klasse war, aber denke dennoch, dass einige Dinge hängengeblieben sind. Die Frau, die die Führung machte, war glaube ich noch am Anfang ihrer Karriere und hatte jetzt nicht so eine sehr mitreissende Art. 🙂 Die Kinder waren trotzdem sehr angetan.

Vasamuseum – Familienführung
Geschichte zum Anfassen
Wir verbrachten fast fünf Stunden im Vasamuseum (inkl Mittagessen) und hätten sicher noch mindestens eine Stunde länger bleiben können. Es gibt so viele Dinge anzuschauen, so dass die Zeit wie im Flug vergeht. Allein schon durch die Größe des Schiffs dauert es seine Zeit, bis man es komplett umrundet und auf allen Ebenen besichtigt hat. Zudem erzählt die Ausstellung (meist auf Schwedisch und Englisch, aber oft auch auf Deutsch) vieles über das Leben der Menschen im 17. Jahrhundert in Schweden und Europa.
Unsere Kinder waren ganz besonders fasziniert von den Skeletten im untersten Stockwerk des Gebäudes, Skelette der Menschen, die mit der Vasa damals gesunken waren. Sie interessierten sich sehr für die Geschichten dieser Menschen, was auch sehr faszinierend war. Da so ziemlich alles Leben in der Vasa mit dem Untergang des Schiffes konserviert worden war, geben das Schiff und alle Fundstücke im und um das Schiff Aufschluss über das Leben aus dieser Zeit.
Wer nicht so auf die vielseitigen Ausstellungen steht, kann sich auch die Geschichte der Vasa und ihrer Bergung in Diashows oder Filmen anschauen, die auch auf deutscher Sprache gezeigt werden.
Wir waren alle sehr begeistert vom Vasamuseum, und einen Besuch dort gehört eigentlich zu einem Stockholmbesuch dazu will ich meinen. Man kann die Vasa auch mehrmals besuchen, da es immer wieder etwas neues zu entdecken gibt, und das alte Schiff immer aufs neue faszinieren kann. Unser Sohn, der im Moment ein großes Geschichtsinteresse an den Tag legt, wäre sicherlich noch lange dort geblieben. Für ihn war es der zweite Besuch, aber sicher nicht der letzte. Allerdings wird uns die Vasa nicht für immer erhalten bleiben, da das Schiff trotz ständiger Restaurierung und Bemühungen, das über 300 Jahre alte Holz zu erhalten, langsam aber sicher kaputt gehen wird. Hoffentlich, wird das aber noch sehr lange dauern.

Mit der Fähre nach Slussen

Stockholmer Weihnachtsmarkt in „Gamla Stan“
Wir anderen wollten aber umbedingt noch auf den Weihnachtsmarkt in „Gamla Stan„, also der Stockholmer Altstadt. Die erreicht am leichtesten mit einer der kleine Fähren, die bis slussen fahren und auf denen die gewöhnlichen Tickets des Stockholmer Nahverkehrsverbundes SL gelten. Der Weihnachtsmarkt war dann aber gar nicht so schön, wie erwartet. Und bei dem nasskalten Wetter konnten wir das sowieso nicht so sehr genießen, weshalb wir lieber einen Abstecher ins Nobelmuseum gemacht haben, wo es nicht nur warm war, sondern auch gerade die Nobelpreisverleihung live aus dem nahegelegenen Konserthus übertragen wurde.

Lifeübertragung der Nobelpreisverleihung im Nobelmuseum
Nach einiger Zeit mussten wir dann auch den Heimweg antreten, da wir ja am gleichen Tag noch wieder mit dem Zug nachhause fahren wollten.
Das Vasamuseum können wir uneingeschränkt für einen mehrstündigen Besuch empfehlen, nicht nur bei schlechtem Wetter.
Disclaimer: Unser Besuch im Vasamuseum wurde von niemanden in irgendeiner Weise finanziell unterstützt und somit ist unsere Meinung in keinster Weise von außen beeinflusst.
Faktenquelle: Vasa – ein Ausstellungskatalog von Matz Erling, 2012, Vasamuseet
- familienfreundliches Museum in Stockholm mit Geschichte zum Anfassen
- beeindruckende Kulisse eines Kriegsschiffes aus dem 17.Jahrhundert im Originalzustand
- zentral in Stockholm gelegen und leicht zu erreichen mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln oder am besten zu Fuß
- deutschsprachige Beschilderung, Audioguide und Filme (deutsch: täglich 10:40 Uhr & 13:40 Uhr) über die Geschichte der Vasa
- Eintritt z.Zt. 130 kr für Erwachsene (Jahreskarte 200 kr!!), Kinder unter 18 Jahre haben freien Eintritt
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Ich war schon bei jedem Wetter dort – gut gefallen hat es mir wirklich auch im Dunkeln bei Schee. Man kann da fast alleine lange Spaziergänge machen; das ist was ganz anderes. Die Hotels sind halt teuer…
Ja, Stockholm ist eine der teuersten Großstädte denke ich… leider.
Ich fasse es ja immer noch nicht, daß wir uns so knapp verpasst haben. Aber das ihr so viele Stunden im Museum verbracht habt, haut mich echt um. Ich fand es zwar toll, aber nach 1 1/2 Stunden war es dann doch genug. Oder hab ich ein paar Hallen verpasst? LG, Nadine
Ja, sind ja wohl fast aneinander vorbeigelaufen. Krass!
Wir sind nicht so oft im Museum, da muss man das mal ausnutzen!! Hoffentlich klappt’s spätestens im Juni in Schweden!
LG
Hartmut
Schön! 🙂
Bei Deinen Berichten erinnere ich mich immer wieder gerne an ähnliche Touren. Die Vasa hatte ich sogar als Kind noch im provisorischen Museum angeschaut, bin dann 2008 (da gibt’s auch einen kurzen Beitrag auf dem Blog dazu!) mit meinem Mann zum neuen Museum und war total begeistert. Uns war damals auch aufgefallen, wie begeistert Kinder von dem Schiff waren. Es gab auch ein süßes Kinderbuch im Souvenir-Laden, in dem der Untergang aus der Sicht eines kleinen Schweinchens erzählt wird – das natürlich überlebt. Aber süß gemacht.
Das Nobelmuseum kenne ich gar nicht. Irgendwann fahre ich mal wieder nach Stockholm. Ich kenne mich da jetzt noch so genau aus in Gedanken, dass ich die Wege alle selber finden würde. 😉
Schön, dass dir der Bericht gefallen hat, Barbara. Stockholm ist immer eine Reise wert, aber am besten kommt man natürlich im Frühjahr oder im Sommer.
LG
Hartmut
Also, ich glaube, wir müssen da auch bald mal hin. Das klingt ja fantastisch! Danke für den Tipp!
Liebe Grüße
Gela
Ja, wenn ihr mal wieder nach Stockholm kommt, auf jeden Fall einplanen!!
LG
Hartmut
Vom Vasa Museum hört man ja wirklich nur Gutes… Wenn es nur nicht so weit nördlich liegen würde! 😉
LG
Jenny
Ach komm, Jenny, das ist gar nicht so weit 🙂 und auf dem Weg dorthin könnt ihr noch auf ’nen Kaffee bei uns vorbeikommen!! 😉