Eigentlich wollte ich an meinem Geburtstag ja zum Dreiländereck Treriksröset wandern, dem Punkt, an dem Schweden, Norwegen und Finnland zusammentreffen. Für unsere Route nach Norwegen gab es unterschiedliche Alternativen, und der Weg über Finnland war eine davon. Das Wetter zu Beginn unserer Roadtrips war ja aber leider nicht so prickelnd und lud eigentlich so gar nicht zum Wandern ein. So kam es, dass wir die Route über Kiruna wählten um dort unter anderem die Eisenerzgrube zu besuchen. Nach einer Nacht bei Dauerregen in der nördlichsten Stadt Schwedens fuhren wir weiter nach Björkliden, einem kleinen Berg- und Skiresort zwischen Abisko und Riksgränsen, wo wir uns gleich für zwei weitere Nächte in einer Hütte einbuchten, da das Wetter auf den Lofoten, unserem eigentlichen Ziel, erst in den nächsten Tagen besser werden sollte. Hier meinten sowohl der schwedische als auch der norwegische Wetterdienst sollte das Wetter in den nächsten Tage gut sein.
Der Trollsjö in Schwedisch Lappland
Schon am Vorabend wurde es wettermäßig ein wenig freundlicher – hatte es ja auch inzwischen bereits 48 Stunden am Stück geregnet! Der nachlassende Niederschlag lies hoffen, dass es doch noch zu einer Geburtstagswanderung kommen könnte…
In der Gegend um Absiko gibt es unzählige Wandermöglichkeiten, alles von einfacheren Tagestouren bis zu strapaziösen Mehrtageswanderungen zum Beispiel auf dem Kungeleden nach Süden. Wir hatten uns für eine Tageswanderung zum sogenannten Trollsjö, also dem ‚See der Trolle‘, entschieden, von dem wir vorher einiges gelesen hatten.

Unsere Übernachtungshütte in Björkliden.
Am darauffolgenden Morgen wurden wir beim Aufwachen tatsächlich vom Sonnenschein begrüßt. Nach traditionellem Geburtstagsständchen und leckerem Frühstück machten wir uns auf den Weg und fuhren ein paar Kilometer weiter entlang der E10 nach Westen, um zum Einstiegsort unserer heutigen Wanderung zu kommen, Låktatjåkka (gesprochen: Locktatschocka), wo man seinen Wagen einfach an der Straße parken kann bzw in den Haltebuchten in der Nähe. Die Wanderung zum Trollsjö ist recht beliebt und zumindest unter Einheimischen kein Geheimtipp mehr, so dass es schon mal ein wenig eng an der Straße werden kann, allerdings spielt es hier oben nicht wirklich eine Rolle, wie man sein Auto parkt.
Trollsjö – eine kinderleichte Wanderung
Die Wanderung zum Trollsjö ist eine einfache Wanderung, da der Weg weder sehr steil noch schwer zu finden ist. Verlaufen kann man sich hier nicht, obwohl es bis auf den Einstieg und an der einzigen richtigen Weggabelung keine Schilder gibt. Zudem muss man keine Flüsse oder Bäche durchwaten, was in Lappland sonst recht häufig vorkommt. Mit einer Gesamtlänge von knapp 12 Kilometern und einer Gehzeit von circa 4-5 Stunden ist der Weg auch gut mit Kinder zu machen.
Man folgt zu Beginn dem Wegweiser an der Straße, um den Einstieg zu finden. Danach geht es dann ganz einfach immer den Weg entlang einen kleine Anstieg hinauf zur Bahnstation Låktatjåkka. Hier müssen die Gleise überquert werden. Außer den wenigen Personenzügen verkehren hier vor allem die Güterzüge, die das Eisenerz aus der Grube in Kiruna nach Narvik bringen.

Bahnstation Låktatjåkka
Man kann auch mit dem Zug zum Ausgangspunkt der Wanderung kommen. Laut Fahrplan der schwedischen Staatsbahn SJ fährt in der Regel einmal ein Zug von Kiruna aus mit Ankunft 16:30 Uhr in Låktatjåkka [Stand August 2017] oder aber von Narvik in Norwegen aus in einer guten Stunde mit Abfahrt um 11:00 Uhr. Die Zeiten sind für eine Tageswanderung natürlich nicht wirklich interessant – aber man kann ja auch sein Zelt am Trollsjö oder in der Nähe aufschlagen und vor Ort übernachten.
Auch mit dem Bus (Nr 91) kann man zum Start der Wanderung kommen. Es gibt zwei tägliche Verbindungen von Kiruna nach Låktatjåkka, so dass man früh morgens aufbrechen und abends wieder zurückfahren kann.
Kurz nach dem kleinen Bahnhofsgebäude teilt sich der Weg. Von hier sind es 4.5 Kilometer bis zum Trollsjö und 6.5 Kilometer zur Låktatjåkkastuga, die höchst gelegene Schutzhütte im schwedischen Fjäll, die auf 1 228 m ü.d.M. liegt.
Wir hielten uns rechter Hand Richtung Trollsjö. Nach dem vielen Regen in den letzten Tagen tat es gut endlich mal wieder die wärmende Sonne auf der Haut zu spüren. Nach ein paar hundert Metern entledigten wir uns zuerst den Regenjacken, und nach einer Weile wurden uns auch die Fleecejacken zu warm. Der viele Schnee im gesamten Tal erinnerte uns doch aber ständig daran, dass der Winter hier oben erst vor einigen Wochen zu Ende gegangen war.
Kärkevagga – das nordschwedische Mittelerde
Der Weg führte immer weiter in das Tal hinein, an dessen Ende der Trollsjö liegen sollte. Hier gab es offensichtlich zur Eiszeit große und breite Gletscher. Als sich diese zurückzogen und der Druck auf die umliegenden Berge nachließ, brachen immer wieder Gesteinsmassen auf den Gletscher herab. Als dieser dann komplett wegschmolz sanken die Steine immer tiefer bis auf den Grund, wo sie heute überall verstreut liegen und dem Tal seinen Namen geben, Kärkevagga oder auf Nordsamisch Geargevággi, was Steintal bedeutet.
Eine beeindruckende Landschaft, die uns ein wenig an die Gegend um den Tongariro in Neuseeland erinnerte, wo wir bei unserem Camperroadtrip 2011 vorbeigekommen waren. Es fühlte sich wirklich so an, als wenn im nächsten Augenblick ein Ork, Hobbit oder Zwerg um die Ecke gerannt kommen könnte…
Die 4.5 Kilometer ab der Bahnstation zum See zogen sich auf dem letzten Drittel ein wenig. Allerdings gingen wir auch nicht den direkten Weg, sondern sprangen immer wieder zwischen diesen gewaltigen Felsen hin und her und genossen es, uns zu bewegen, nachdem wir die letzten Tage hauptsächlich im Bus gesessen hatten und Hunderte von Kilometern gen Norden gefahren waren.
Trollsjö – der klarste See Schwedens
Als wir endlich am See angekommen waren, zeigten sich auch hier die Spuren des langen Winters, da der Großteil des Sees noch zugefroren war. Das Wasser war auch erfrischend kalt, und so verzichtete selbst unser hartgesottener Sohn auf ein Bad.
Circa 35 Meter soll der Trollsjö tief und der klarste See Schwedens sein. Bei spiegelblanker Wasseroberfläche kann man offensichtlich bis auf den Grund sehen, was bei unserem Besuch dort nur an Ufernähe möglich war, wo das Wasser eisfrei war. Im See leben außer ein paar Larven keine Tiere, es wächst kein Plankton und auch nichts anderes behindert bei gutem Wetter die Sicht in die Tiefe.
Für uns wurde es doch schon sehr bald recht frisch am See, da sich die Sonne immer wieder hinter den Wolken versteckte und so mussten wir uns für den Geburtstagslunch ziemlich warm anziehen. Selbst die Daunenjacken und Mützen mussten rausgekramt werden. Wir ließen es uns aber nicht nehmen, noch den mitgebrachten Geburtstagskuchen am See zu verspeisen bevor wir uns langsam aber sicher wieder auf den Rückweg machten. Aber vorher musste ich noch eine Weile am Ufer des Sees entlangwandern und die faszinierende Vielfalt der Eisformationen bestaunen.
Für den Rückweg wählten wir einen etwas anderen Weg und hielten uns ein Stück weit mehr westlich, wo sich das Tal ein wenig weiter öffnet. Dort hatten wir auf dem Hinweg eine Herde Rentiere gesichtet, die wir uns noch ein wenig aus der Nähe ansehen wollten.
Dort stießen wir auch auf eine kleine Forschungsstation der Universität Umeå, die wohl den Forschern zum Übernachten bei ihren Exkursionen hier oben dient – nun war doch niemand da und alle Gebäude verschlossen.

Nach Westen hin öffnet sich das Tal…

… und es grasen einige Rentiere dort.

Kleine Forschungsstation
Wieder zurück an der Straße waren der Großteil der Autos, die da am Morgen geparkt hatten inzwischen nicht mehr da. Wir waren einigen Wanderern begegnet, auch einigen Familien mit Kindern allen Alters und vor allem Schweden. Wir trafen aber auch ein junges Pärchen aus Spanien, die nur angehalten hatten, da sie so viele Autos entlang der Straße parken gesehen hatten. Sie dachten, hier muss es etwas besonderes zu sehen geben… sie waren von den Eismassen auf dem See wohl noch mehr fasziniert als wir.

Wir waren zwar nicht alleine dort, aber in diesen Breitengraden tritt man sich trotzdem nicht auf die Füße…
Auf dem Weg zurück zu unserer Hütte in Björkliden zeigte sich dann noch das berühmte Lapporten von seiner schönsten Seite. Ein schöner Abschluss dieses Ausfluges und meines Geburtstages, der mir sicher immer in besonderer Erinnerung bleiben wird.
Eine leichte Wanderung, auch kleinkindtauglich. Sicher auch gut mit Kind in Trage oder ähnlichem zu gehen, da keine großen Steigungen. Festes Schuhwerk ist aber trotzdem zu empfehlen. Wem die knappen 12 Kilometer hin und zurück zu weit sind, kann auch bis zum Eingang des Tals wandern und die großen Felsen aus der Ferne bestaunen.
Start- und Zielpunkt liegen ca 25 km westlich von Björkliden an der E10 zwischen Narvik. Am leichtesten mit dem eigenen Wagen zu erreichen. Alternative Bus und bedingt Bahn.

Unsere Belohnung für die „Strapazen“
Wow, traumhafter und ausführlicher Artikel mit echt schönen Fotos! Macht mich froh zu sehen, wenn Erlebnisse mit solcher Begeisterung geteilt werden!
Wie man unschwer auf Deinen Fotos sehen kann, ist der schwedische Norden wahrlich eine Perle 🙂 manche behaupten gar, dass ein besonderer Reiz Schwedens gerade in Norrland liegt. Selbst befindet man sich mehr in Mittelschweden, aber es wird wohl mal wieder eine Reise weiter rauf werden, v.a. nachdem man das hier gesehen hat ….
Hallo Fannie,
vielen Dank, das freut uns, dass dir der Artikel gefallen hat. Wir lieben den Norden auch sehr, vor allem weil wir ja in Südschweden wohnen, und der Norden nochmal ganz anders ist. Du hast es ja gar nicht so weit in den richtig hohen Norden, solltest du auf jeden Fall mal hinfahren.
LG
Hartmut
Ich liebe ja dieses wilde und ursprüngliche an solchen Gegenden. Danke für die schönen Fotos. Hat uns inspiriert.
Viele Grüße
Bruno
Vielen Dank, sehr gerne geschehen! 🙂
LG
Hartmut
Wow, Schweden sieht einfach paradiesisch aus. Die Gegend wäre wirklich voll nach meinem Geschmack! Und die Rentiere sowieso *lach*
Sehr schöner Artikel!
Liebe Grüße,
Michaela
Danke Michaela. Der Norden Skaninaviens ist schon was besonderes, und Rentiere trifft man dort „ständig“!
Die Natur ist schon spektakulär da oben!
Ich mag, dass wenig Leute da sind. Aber der Regen, den Ihr am Anfang hattet… bei dieser Kälte das ist schon grenzwertig.
Zum Glück wird man dann mit einem wunderschönen See belohnt.
Danke fürs Mitnehmen und für die Erinnerung an Lappland. Da war ich auch schon lange nicht mehr.
Viele Grüße Barbara
Wäre das Wetter besser da oben, wäre es wohl auch ziemlich überfüllt. So kann man eben doch immer wieder für sich alleine sein!
LG
Hartmut
Krass, wieviel Schnee und Eis da noch mitten im Sommer sind. Das ist aber nicht immer so, oder? Die Landschaft ist trotzdem fantastisch. Da würde ich die Kälte glatt in Kauf nehmen.
Liebe Grüße
Gela
Dieses Jahr war der Winter wohl recht lang, weshalb noch so viel Schnee lag. Wobei das dort oben im Norden nicht völlig ungewöhnlich ist. Und eigentlich war es nur direkt am See so kalt…
LG
Hartmut
oh wie schön, wir haben genau dort den Frühlingswinter mal verbracht mit leckeren Waffeln auf der Hütte Laktschokka 🙂 udn in einer der Hütten zum Skigebiet gehörig, siehe dein Foto übernachtet. http://www.nordicfamily.de/auf-den-gipfel-und-den-letzten-tag-in-bjorkliden-geniesen/
Im (Vår)Winter ist die Gegend natürlich auch total klasse! Wir waren in der Gegend ja auch schon desöfteren im Winter unterwegs. So weit im Norden zur Sommerzeit war für uns als Familie allerdings ne Premiere. Schön ist es, wie ich finde, zu jeder Jahreszeit!
LG aus dem Norden,
Hartmut
Brrr, mich fröstelt es schon beim Lesen! Eine tolle Landschaft, aber in Mittelerde sollte es für meinen Geschmack doch ein bisschen wärmer sein 😉
LG
Jenny
Ja, die Temperaturen sind nicht immer optimal so weit im Norden, aber dafür hat man die Natur meist fast für sich alleine!
LG
Hartmut