Lange hat es an dieser Stelle schon nichts mehr zu lesen gegeben, aber seit der Rückkehr aus dem Sommerurlaub vor gut einem Monat gab es irgendwie wenige ruhige Minuten bei uns zuhause – und keine Muße zum Schreiben.
Und auch wenn der Schulanfang in Schweden eher ruhig vonstatten geht, so ist man doch die ersten Tage und Wochen ganz schön damit beschäftigt, die Logistik fürs neue Schuljahr auf die Beine zu stellen. Stundenpläne müssen mit Freizeitaktivitäten, dem außerschulischen Deutschunterricht und den beruflichen Verpflichtungen von uns Eltern synchronisiert werden – vielen von euch kommt das sicher bekannt vor.
Die Kinder haben sich nach 10 Wochen Sommerferien erstaunlich schnell wieder an den schulischen Alltag gewöhnt. Selbst das frühere Aufstehen klappt einigermaßen schmerzfrei, obwohl es am Abend doch noch immer ein wenig (zu) spät wird…
Natürlich versuchen wir, uns das Urlaubsgefühl des Sommers noch eine Weile zu erhalten, was die sommerlichen Temperaturen der letzten Tage leichter gemacht haben. Und obwohl wir die meiste Zeit unseres Urlaubes südlich der Ostsee verbracht haben, waren uns die Wettergötter nicht immer wohlgesonnen. So fanden wir uns zum Beispiel auf einem Schweizer Alpenpass plötzlich im heftigsten Winter wieder… und das obwohl meine liebe Frau immer darauf beharrt, dass man den Sommerurlaub im Süden verbringen soll, da man dem schwedischen Sommer nicht trauen könne… darauf bestand sie auch immer noch, als die Temperaturen in den Dolomiten nachts unter den Gefrierpunkt fielen und wir morgens mit gefrorenen Scheiben in unserem Bus aufwachten… nun ja, insgesamt war es aber schon ein schöner Sommer und ein schöner Roadtrip, der uns hauptsächlich durch die italienisch-schweiz-österreichische Alpenregion führte.

Nuffenpass, 2478 m ü.M.
Und wir wollen uns ja gar nicht beschweren, durfte die männliche Hälfte der Familie bereits eineinhalb Wochen nach Schulbeginn auch gleich nochmal die Koffer bzw die Rucksäcke packen und zu einer Vater-Sohn-Wandertour nach Norden aufbrechen – darüber demnächst mehr.
Am vorletzten Wochenende sind wir dann nach der Rückkehr der Wanderer auch gleich weiter an die Ostküste gefahren, die von uns nur cirka eine gute Autostunde entfernt liegt. Freunde von uns hatten uns mal wieder auf ihr aus den 70er Jahren stammendem Segelboot eingeladen, um gemeinsam bei bestem Sommerwetter durch die schwedische Schärenlandschaft zu segeln. Letztes Jahr waren wir am Anfang der Saison unterwegs gewesen, als wir am schwedischen Nationaltag einen Segelausflug in die Schären machten.
Wettermäßig hatten wir großes Glück, da sowohl Sonnenschein als auch nicht zu starke Winde angesagt waren, ‚lagom‘ wie man hier sagt. Dieses Wort begegnet einem als Besucher in Schweden vielleicht nicht so oft, doch wenn man hier lebt, muss man sich recht früh damit auseinandersetzen. In Schweden ist vieles ‚lagom‘, was man als ‚gerade richtig‘ oder ’nicht zu viel, nicht zu wenig‘ übersetzten kann. Hier ist einfach vieles ‚lagom‘, das Wetter, die Länge eines Kinofilmes, die Länger einer Wanderung, die Arbeitsbelastung und und; einfach alles kann irgendwie ‚lagom‘ sein manchmal sind uns auch Dinge einfach zu ‚lagom‘ und wir übersetzen es eher als ‚langweilig‘, aber das ist natürlich Interpretationssache…
Beim Segeln passte der ‚lagom wind‘ jedenfalls sehr gut, so dass wir nachdem wir die Segel gesetzt hatten auch die Kids sofort ans Ruder ließen, die das Schiff, das immerhin 12 Meter lang ist, mit unserer Hilfe und vor allem der unserer Freunde gut zwischen den Inselchen und Untiefen hindurchmanövrierten. Sie genossen es sichtlich!
Wir Eltern genossen vor allem das nahezu lautlose Dahingleiten im Wasser, das Gefühl von schier endloser Freiheit, und wir wurden mal wieder darin bestätigt, dass wir doch in einem wirklich wunderschönen Land wohnen. Die Schärenlandschaft hier im Osten von Schweden liegt uns ganz besonders am Herzen, ist sie doch so anders als alles, was wir von unserer deutschen Heimat her kennen. Hier sind wir früher mit unserem eigenen kleinen Segelboot zwischen den Inseln herumgesegelt, bevor wir es im Jahr nach der Geburt unseres Sohnes wieder verkauft haben, da es uns damals zu viel Aufwand war. Heute kann Sohnemann uns das kaum noch verzeihen… hat er doch eine gewisse Leidenschaft fürs Segeln entwickelt. Dabei geht es natürlich nicht nur ums eigentliche Segeln, sondern eben um alles drumherum, Wohnen auf begrenztem Raum und ein Leben nahe der Natur – irgendwie ähnelt es dem Leben im Camper, allerdings mit entsprechend anspruchsvollerer Navigation!

Unser einstiges Segelboot – ein schwedisches IF Baujahr 1974
Wir segelten zuerst teilweise entlang einer historischen Segelroute, die nach dem dänischen König Valdemar Sejr (1170-1241) benannt ist. Valdemar lies damals einen 525 Seemeilen langen küstennahen Seeweg ausarbeiten, den ‚Kung Valdemars segelled‘, der vom südschwedischen Blekinge (das damals zu Dänemark gehörte) nach Norden und über die Ålandinseln weiter nach Finland und Estland führte (letzteres auch damals ein Teil Dänemarks). Der Weg ist heute nicht mehr deutlich markiert, aber durch historische Dokumente recht gut belegt und rekonstruiert und führt zwischen vielen kleinen Inselchen hindurch. Hier muss man echt aufpassen und ständig die eigene Position mit der Seekarte vergleichen, um nicht die Orientierung zwischen den vielen Insel zu verlieren, die aus der Entfernung zudem alle gleich aussehen. Moderne Errungenschaften wie Plotter und digitale Seekarten auf iPad & Co. haben natürlich die Navigation heute um ein vielfaches erleichtert, aber eine richtige, analoge Karte muss trotzdem immer mit an Bord sein.
Und diese Jahreszeit ist es selbst am Wochenende relativ leer in den Schären. Viele haben ihre Boote und Sommerhäuser bereits winterfest gemacht oder sind nach Schulbeginn einfach anderweitig an den Wochenenden beschäftigt. Aber gerade die Zeit im Frühjahr und Spätsommer ist eigentlich die schönste Zeit hier draußen, da man oft völlig allein und ungestört an einer Insel anlegen und die Ruhe und Natur genießen kann.
Fürs Mittagessen ankerten wir natürlich auch in einer kleinen Bucht an einer der unzähligen Inselchen, setzten und in der Sonne ins Cockpit und genossen unsere auf der Fahrt gekochte Mahlzeit. Die Kinder nutzten die Zeit für eine kleine Rudertour im Beiboot, und Sohnemann als abgehärteter Wikinger sprang auch gleich nochmal ins Wasser! Uns anderen war es dann mit 16-17 Grad (gefühlte 10-11 Grad!!) Wassertemperatur doch zu kalt…
Auf dem Rückweg wählten wir den offiziellen Fahrweg Richtung Süden. Nun wurden die Kinder so richtig in die Navigation mit einbezogen, da man ja immer schön die roten und grünen Seezeichen, die auf der Seekarte verzeichnet waren, finden musste. Abwechselnd waren die Kinder am Ruder, und nur auf dem letzten Stück bei einem Stück Kuchen und einer Tasse Tee bzw Kaffee durfte auch mal der 4aufeinenstreich-Vater die Ruderpinne halten.
Der Tag ging viel zu früh zu Ende und vor allem auch unser Segeltörn. Wir wären am liebsten so richtig in See gestochen und mehrere Tage durch die schöne Natur der schwedischen Schären gesegelt, aber am nächsten Tag war ja nunmal wieder Schule und Arbeit angesagt.
Die Schären im schwedischen Osten sind wirklich eine Reise wert. Das beste ist, dass diese unglaublich schöne Landschaft einfach für jedermann zugänglich ist, völlig umsonst und ohne große Einschränkungen – das ist wirklich Freiheit pur. Die meisten Inseln sind unbewohnt, es gibt zigtausende davon, und man kann einfach sein Zelt aufschlagen und dort übernachten, angeln oder in einer kleinen Bucht vor Anker gehen. Zugegeben, man kann diese traumhafte Inselwelt eigentlich nur wirklich mit einem Boot so richtig erkunden und erleben. Aber auch wenn man kein Boot sein eigen nennen kann, so muss man auf diesen besonderen Teil Schwedens nicht verzichten, wie wir ja schon einmal in einem früheren Post erläutert haben.
Wir werden jedenfalls hoffentlich bald wieder dorthinzurückkehren, verbringen wir doch eigentlich viel zu wenig Zeit in diesem einzigartigen Stück Natur ganz in unserer Nähe…
10 Wochen Sommerferien????? Warum bin ich nicht einfach in Schweden geblieben? Am besten an der wunderschönen Ostküste?
Liebe Grüße, Ines
Die langen Sommerferien sind nicht immer ein Segen, aber die schöne Ostküste schon!! 🙂
LG
Hartmut
Mann mann mann, ihr habt ein Leben! Roadtrip, Wandern und Segeln. Boa! 🙂 Aber genau so soll es sein! 🙂
Liebe Grüße von den Weltreisenden
TM
Haha, ihr habt gut reden… euer Leben und v a eure Reiserei hätte ich auch gerne! Aber wir beschweren uns schon nicht. Heute geht es erstmal übers Wochenende in einen Nationalpark hier „um die Ecke“ wandern.
LG
Hartmut