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USA-Reisetagebuch Tag 21 (19. Juli): Auf dem Weg nach Yosemite – die Valley Kinderklinik in Fresno

Im Urlaub krank zu werden ist kein Spaß. Bisher sind uns zum Glück größere Katastrophen erspart geblieben, obwohl wir auf unseren beiden größeren Fernreisen in den letzten Jahren jeweils für eines der Kinder medizinische Hilfe in Anspruch nehmen mussten. H versucht ja immer, auf einiges vorbereitet zu sein und hat in den letzten Jahren einiges an „Für-alle-Fälle-Medikamente“ eingepackt gehabt, aber für diese Reise hatten wir die Reiseapotheke nur auf das Notwendigste begrenzt, schließlich waren wir ja in einem zivilisierten Land unterwegs. Nun ja, wie auch immer, so brauchten wir nun doch ärztliche Hilfe, aber zum Glück kamen wir heute sogar an einer großen Kinderklinik vorbei, die allerdings nicht nur gut ausgestattet war, sondern auch saftige Preise hatte…, aber erst mal alles in Ruhe von Anfang an.

Wie immer wurde erst mal zusammengepackt, der Dumping-Station einen Besuch abgestattet, und dann konnte es auch losgehen. Die Strecke nach Yosemite ging größtenteils über kleine Straßen, was natürlich Zeit kostete. Wir kamen auf unserer Fahrt heute durch Fresno, eine ziemlich große Stadt, das Tor zum Yosemite sozusagen. Da L schon seit drei Tagen über stärkere Ohrenschmerzen geklagt hatte und alles auf eine Mittelohrentzündung und/oder Gehörgangsentzündung hindeutete, wollten wir das gerne vor unseren drei Tagen im Yosemite Nationalpark abgeklärt haben. H.s Versuche, in der Apotheke Antibiotika und entsprechende Ohrentropfen zu besorgen, scheiterten kläglich, da alles rezeptpflichtig war – auch sein schwedischer Ärzteausweis half da wenig. Also blieb uns nichts anderes übrig, als in die nächste Klinik zu fahren. Die Stockholmer mussten noch ihren Gastank auffüllen und wollten dann schon mal Richtung Yosemite weiterdüsen (zum Glück waren unsere Plätze dort ja bereits reserviert). Googlemaps spuckte sogleich auch eine entsprechende Adresse aus, und so liefen wir gegen halbzwei in der Notaufnahme des Valley Children’s Hospital ein. Wie damals in Auckland mal wieder am Wochenende… typisch!

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Der Besuch in der hiesigen Kinderklinik war eine Erfahrung für sich – für H war es ein interessanter Studienbesuch! Erst einmal erfolgte die Sicherheitskontrolle, wo alle unsere Taschen durchsucht wurden und wir durch einen Metalldetektor gehen mussten. Danach wurden wir registriert, und schon konnten wir im Wartezimmer Platz nehmen. Kurz danach wurden wir von einer Krankenschwester aufgerufen, L wurde gewogen und wir mussten zum dritten Mal erklären, weshalb wir in die Notaufnahme gekommen waren. Hier trafen wir auch unter anderem Krankenschwester Pernilla, die vor 27 Jahren aus Schweden hierher ausgewandert war (und Verwandte ganz in der Nähe bei uns zuhause hatte). Sie hatte offensichtlich am Anfang ihrer heutigen Schicht ihren Kollegen in der Notaufnahme etwas scherzhaft angekündigt, dass sie heute nur schwedisch sprechende Patienten aufnehmen würde anstatt all der spanisch sprechenden Patienten, die offensichtlich sonst so hierher kommen (so war es auch, als wir da waren) – tja, und dann kamen wir durch die Tür! Wir durften nochmal kurz im Wartezimmer Platz nehmen, aber hatten uns kaum hingesetzt, da wurden wir schon wieder aufgerufen, und es war Zeit, in den Untersuchungsbereich zu gehen. Wir hatten den Eindruck, dass wir bevorzugt an vielen anderen Wartenden vorbeigelotst wurden. Ob es nun an Pernilla aus Schweden lag oder weil wir bezahlende Kunden aus Europa waren, wissen wir nicht, aber wir waren froh, dass alles recht schnell ging. Als nächstes kam ein junger Pfleger, der bei L Temperatur und Blutdruck maß, und dann trafen wir eine weitere Krankenschwester, dich sich als „indische Schwester von Pernilla“ vorstellte. Also, nochmal die ganze Geschichte mit L:s Ohr erzählt und noch ein paar ihrer Fragen beantwortet. Dann dauerte es nicht lange, bevor eine junge Ärztin kam und L untersuchte, ihm vor allem seine Ohren vom Wachs befreite und feststellte, dass er wohl eine Mittelohrentzündung hatte, die auch zu einem kleinen Loch im Trommelfell geführt hatte. Sie empfahl uns sowohl antibiotische Ohrentropfen (just jene, die H nicht in der Apotheke bekommen hatte) und zehn (!!) Tage Antibiotika. Als letztens kam dann noch eine Sekretärin, die alle möglichen Daten von uns aufnahm, wie z.B. den Beruf des Vaters samt Arbeitgeber (nicht der Mutter!!!), eine eventuelle Religionszugehörigkeit (wofür das in unserer Situation notwendig war, erschloss sich uns nur schwer), und sie kassierte natürlich eine Anzahlung (!!!) von 300$. Mit einem entsprechenden Rezept in der Hand, konnten wir dann das Krankenhaus verlassen. Aber erst kam noch ein österreichischer Arzt vorbei, der gehört hatte, dass deutschsprachige Patienten in die Notaufnahme gekommen waren. Er besorgte den Kindern dann noch ein „Eislutscher“ (der war mal wieder USA-typisch mindestens doppelt so groß war, wie das Eis, das die Kinder in H.s Klinik gewöhnlicher Weise als Belohnung bekommen). All das dauerte nur eine knappe Stunde… da könnten sich die Krankenhäuser bei uns zuhause echt eine Scheibe abschneiden. Auf der anderen Seite, kostet bei uns das alles fast nichts, und wer weiß, wie lange die anderen Patienten warten mussten…

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Die Apotheke am Krankenhaus hatte sonntags geschlossen, weshalb wir wieder zurück in die Stadt zu jener Apotheke fahren mussten, bei der H zuvor schon sein Glück versucht hatte. Aber nun hatte er ja ein Rezept, so nun sollte es schnell gehen… dachten wir. Ha, Pustekuchen, nun durften wir länger warten als im Krankenhaus… eine geschlagene Stunde brauchten sie, um das Antibiotika zu mischen (gab wohl keine Tabletten oder ob sie meinten Kinder brauchen flüssige Medizin?) und die entsprechenden Ohrentropfen herauszusuchen. Erst wollten sie uns welche für 295$ anbieten (die hatte die Ärztin wohl verordnet), aber nach telefonische Rücksprache mit dem Krankenhaus (irgendwas stimmte auch mit dem Rezept nicht laut Apotheker) gab es dann alles für ca. 285$. Der österreichische Arzt hatte uns mit einem Lächeln auf den Lippen versichert, dass das ja nur der Anfang wäre, und die eigentliche Rechnung viel höher werden würde… das Valley Children’s Hospital sei wohl besonders teuer… tja, irgendwie muss ja sein drei bis viermal höherer Lohn (im Vergleich zu Österreich) bezahlt werden! Gut, dass man versichert ist, da das eben schon mal teurer werden kann hier in den USA…

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Dann war es endlich soweit, und wir konnten die Weiterreise nach Yosemite antreten. Der Weg zog sich, und es sollte noch fast zwei Stunden dauern bis wir an unserem Campingplatz, dem „Upper Pine“ ankamen, wo die Stockholmer bereits Abendessen gegessen hatten. Aber der Grill war noch warm, so dass wir nach ein paar kurzen Vorbereitungen auch zu einer leckeren Mahlzeit in gewohnt netter Gesellschaft kamen. Wir hatten auch noch einen kleinen Zwangsstopp an einer Tunneleinfahrt ganz in der Nähe eingelegt, da der Tunnel mit nur guten 10 Fuß Höhe angegeben war, aber unser RV gute 12 Fuß hat! Uns waren aber auf der einzigen Straße, die vom bzw zum Tunnel führten eine ganze Menge großer Busse und Wohnmobile entgegengekommen, und die Stockholmer mussten ja auch dort durchgekommen sein… zum Glück hatten wir gerade dort Mobilempfang, und selbst am Campingplatz gab bzw gibt es Mobilempfang in gewissem Umfang, so dass wir Kontakt zu D und C aufnehmen konnten. Die waren ohne Probleme durch den Tunnel gefahren, und hatten wohl die Höhenangaben überhaupt nicht gesehen. So fuhren wir also nur ein wenig nervös und vorsichtig durch den Tunnel, was ohne Probleme verlief. Direkt nach dem Tunnel gab es einen Aussichtspunkt, von wo aus man das Tal und vor allem den berühmten „Half-Dome“ hervorragend sehen und fotografieren konnte, wenngleich auch die Sicht aufgrund des leichten Regenwetters nicht optimal war.

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Auf dem Campingplatz abends ließ sich H dann noch zu vorgerückter Stunde von L dazu überreden, ein Lagerfeuer anzuzünden (was mit dem relativ feuchten Holz gar nicht so einfach war), so dass wir den Abend dann bei einem kleinen, aber gemütlichen Lagerfeuer ausklingen lassen konnten.

2 Kommentare

  1. Marc

    Eis am Doppelstiel! Man man.
    Am krassesten finde ich aber die Metalldetektoren am Eingang. In was für einer Welt leben wir eigentlich??? Langsam spinnen echt alle!
    Weiterhin viel Spaß! Mit der Antibiotika-Dröhnung dürfte ja alles was nach Bakterium aussieht gekillt werden 🙂

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