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Mit VollGAS gen Süden… – der umweltschonende Roadtrip

Wir mögen Roadtrips – vor allem H setzt sich im Urlaub gerne hinters Steuer, um auf traumhaften Straßen durch schöne Landschaften zu fahren. Zuhause verzichten wir meist aufs Auto und radeln im Alltag lieber. Das ist billiger, umweltfreundlicher, schneller und in der Regel auch praktischer. Als die Kinder richtig klein waren, hatten wir sogar drei Jahre lang gar kein Auto, was auch überraschend gut ging. Wir verkauften es gerade rechtzeitig zu unserer ersten gemeinsamen mehrmonatigen Elternzeit, in der wir sowieso meist anderweitig unterwegs waren. Einige Jahre später nach der Rückkehr von unserer Neuseelandreise entschieden wir uns dann doch wieder für ein Auto. Und da wir in einer Stadt wohnen, in der Biogas hergestellt wird, lag es nahe, ein (Erd)Gasauto zu kaufen. In unserer Region fahren selbst bestimmte Züge mit Biogas, und die Haushalte können ihre Bioabfälle in speziellen grünen Tüten sammeln, deren Inhalt dann zu Biogas verarbeitet wird – sprich wir fahren mit unseren eigenen Dreck!

Grona påsen

Im Sommer 2012 wollten wir dann zum ersten Mal mit unserem Biogaswunder gen Süden nach Deutschland und weiter nach Österreich brausen. Ein Gasauto fährt nicht ausschließlich mit Gas, sondern hat immer auch einen Benzintank (es braucht Benzin zumindest zum Starten). Der ist aber bei unserem Modell sehr, sehr klein… nur 11 l, mit denen man aber immerhin so zwischen 100 und 150 km kommen kann (also so ganz genau weiß man das immer nicht, da die Tankanzeige etwas minimalistisch mit nur 4 Balken ohne Reserveanzeige gestaltet ist, so dass man nur grob schätzen kann, wann denn wohl der Sprit alle ist…). Auf der anderen Seite hat man sich ja ein Gasauto gekauft, um Gas zu fahren, vorzugsweise Biogas und nicht Benzin.

Unsere erste Strecke von Schweden an die südliche Küste, mit der Fähre nach Deutschland und dann weiter nach Berlin war überhaupt kein Problem. An den Autobahnen in Schweden und auch in Deutschland findet man meist Gastankstellen ohne Probleme. Unser Wagen schafft so zwischen 270 und 350 km auf Gasbetrieb (abhängig von Außentemperatur bei Befüllung, Gasdruck an der Tankstelle und ob evtl. ein anderes Auto gerade zeitgleich betankt wird, Gastyp usw – da haben wir schon so einiges erlebt…), und die Gastankstellen liegen meist dichter beieinander.

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Vor der Fahrt hatten wir uns natürlich auch entsprechende Apps heruntergeladen bzw. uns auf einschlägigen Webseiten und Übersichten informiert, die die Planung ungemein erleichterten. Man konnte so vorher ganz genau festlegen, welche Tankstelle man nun als nächstes ansteuern wollte oder gar musste. Um es kurz zu machen, so war es völlig unproblematisch, die ca 1600 km auf reinem Gasbetrieb zu fahren, wenn auch die eine oder andere Tankstelle ein bißchen weiter weg von der Autobahn lag.

Es ging aber dann noch weiter in den Süden, ins schöne Kärnten. Und auf dem Land in Österreich sah das schon ein wenig anders aus… da mussten wir oft unseren 11 l Tank füllen. Zudem hatten wir noch einen Benzinkanister im Auto (wie früher als wir klein waren!!). Trotzdem passierte es uns einmal, dass wir auf einem einsamen Waldweg nach oben zum einer Alm auf 1750 m nach ca zwei Dritteln der Strecke umdrehten, weil wir einfach Angst hatten, nicht mehr genug Sprit für die Fahrt nach ganz oben und wieder runter zu haben… ziemlich enttäuschend, vor allem weil das eine tolle Fahrt und eine noch tollere Gegend war und wir eine ganz bestimmte Gipfelwanderung machen wollten – haben wir dann aber im Jahr darauf nachgeholt!

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Die Rückfahrt in den Norden ging dann damals über Wien und Prag nach Berlin und von da wieder zurück nach Schweden. Das war dann schon eine Herausforderung, da es auf dieser Strecke nicht so viele Gastankstellen gab. Die einzige Gastankstelle Prags zu finden war schon ein wenig sportlich. Überhaupt wurde das Autofahren etwas abenteuerlicher als sonst, weil man ein wenig mehr mitdenken musste, um nicht unterwegs plötzlich ohne Sprit stehen zu bleiben. Machte aber auch irgendwie Spaß, trotz oder gerades aufgrund des einen oder anderen Umweges, der mit in Kauf genommen werden musste. So kam man auch immer wieder runter von den Hauptverkehrswegen und sah Gegenden, an denen man sonst nicht vorbeigekommen wäre. Unsere „Lieblingstankstelle“ lag irgendwo zwischen Berlin und München, wo es außer Gas auch noch alle möglichen anderen Treibstoffe gab inkl. Strom!

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Inzwischen sind wir schon eher gelassener, was das Tanken angeht. – und sind bisher auch nie liegen geblieben. Allerdings legen wir die wirklich langen Strecken in der Regel mit dem Flugzeug oder der Bahn zurück (was nichts mit dem Gasbetrieb unsere Autos zu tun hat – es ist einfach sehr, sehr weit, wenn man in den Süden möchte). Und wenn wir dann am Urlaubsziel auf einen gemieteten Benziner oder Diesel umsteigen, genießen wir das auch mal, nicht darüber nachdenken zu müssen, ob man es wohl bis zur nächsten Tankstelle schaffen wird… zumindest nicht mehr oder weniger als die meisten anderen auch!

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2 Kommentare

  1. Marc

    Interessant. Ich war vor 5 oder 6 Jahren ein paar Mal mit einem Erdgas (kein Autogas!) Auto unterwegs und ich fands eine Katastrophe.
    Im Handschuhfach hatten wir eine zerfledderte Karte mit den wenigen Tankstellen und die waren in der Regel nie da, wo wir sie brauchten. Einziger Vorteil: Man sieht (ungewollt) etwas von der Gegend! 🙂
    Aber es scheint ja besser geworden zu sein!

    Liebe Grüße,
    Marc

    • Ja, Marc, es ist in der Tat viel besser geworden – aber eben nur entlang der Hauptstrecken. Sobald man in etwas abgelegene Gegenden fahren will, kann es problematisch werden… es gibt aber auch andere Erdgasautos mit größeren Benzintanks als unseres, so dass man da etwas entspannter sein kann. Umwelttechnisch ist es aber schon eine feine Sache, vor allem wenn man wie bei uns mit Biogas und nicht Erdgas fährt.

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