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Im Camper in Schweden – off-season in Gotlands Norden & Fårö

Aus der ursprünglich einmal geplanten längeren Reise im Mietwagen durch Island wurde ja leider nichts. Außerdem hatten wir Ende Mai ja endlich unseren neuen VW-Camper bekommen und wollten natürlich unseren Camper in Schweden gleich einmal ausgiebig testen. Nach ein paar Überlegungen entschieden wir uns am Ende aus unterschiedlichen Gründen für einen Roadtrip nach Gotland.

Bereits vor zwei Jahren hatten wir die wunderschöne Insel vor der schwedischen Küste für einige Tage bereist und verliebten uns direkt. Damals hatten wir ein Haus gemietet und erkundeten vor allem den südlichen Teil der Insel, weshalb wir uns diesmal hauptsächlich den Norden Gotlands anschauen wollten.
Nicht nur, dass wir zum ersten mal in unserem neuen Camper unterwegs sein sollten, war dies auch der erste gemeinsame Trip für uns Eltern ohne Kinder seit der Geburt unseres geliebten Sohnes vor 11 Jahren… ein absolutes Novum also!

Anreise mit Hindernissen

Die Reise begann doch unter keinen guten Vorzeichen. Meine liebe Frau hatte vor unserer Abreise noch geschäftlich in Uppsala zu tun. Sie hatte den Bus am Vortag am Flughafen in Arlanda geparkt, wo ich ihn nach meiner Rückkehr aus Island übernahm. Von Uppsala ging es dann noch zu Freunden in Stockholm, wo wir uns ein wenig zu lange aufhielten. Dann auf dem Weg durch die Stadt noch einmal kurz falsch abgebogen und schon war das Chaos perfekt!
Im Stockholmer Feierabendverkehr zu stecken ist kein Spaß. Aufgrund der vielen Inseln, Brücken, Tunnel und den vielen damit verbundenen Einbahnstraßen, ist es nicht leicht mal kurzer Hand einen Stau zu umfahren… so steckten wir fast eine halbe Stunde im Klaratunnel in der Stockholmer Innenstadt fest. Eine Stunde vor Abfahrt der Fähre in Nynäshamn verließen wir die südliche Stadtgrenze und erreichten die Fähre nur noch rechtzeitig, da wir das auf schwedischen Autobahnen übliche Geschwindigkeitslimit stark überschritten hatten… eigentlich gegen unsere Prinzipien, aber eine Nacht am Fähranleger in Nynäshamn klang einfach nicht verlockend.

Puuh, noch geschafft!

Wir kamen zwar nicht als letzter an den Fähranleger, aber im Prinzip als letzter auf die Fähre, aber wir hatten es noch rechtzeitig geschafft – zum Glück! Die Überfahrt war angenehm ruhig, und ein wunderschöner Sonnenuntergang leitete diese schwedische Sommernacht ein.
In Visby angekommen, stellten wir uns einfach auf den Parkplatz, der nur einige Hundert Meter vom Fährhafen an der Ausfahrtsstraße entfernt liegt. Das war zwar auch nicht ganz legal, da dort Übernachten eigentlich verboten war, aber es wird offensichtlich geduldet, zumindest zu dieser Jahreszeit, wenn der große Touristenansturm noch nicht begonnen hat.

Fårö im Norden Gotlands

Unser Plan war, keinen zu haben, für uns der Inbegriff eines Roadtrips. Wir fuhren am nächsten Morgen gemütlich gen Norden, hielten an einem kleinen Badesee bei Tingstäde, um zu frühstücken und beobachteten dort die städtischen Arbeiter, die gerade den Bootssteg für die kommende Badesaison ins Wasser legten. Auf unserem weiteren Weg hielten wir dann noch kurz an der Kirche in Rute (Rute kyrka/k:a), wo es unter anderem eine Toilette und eine Möglichkeit gibt, gratis Trinkwasser aufzufüllen.

Am frühen Vormittag erreichten wir dann den Fähranleger in Fårösund. Von hier aus gelangt man in knapp 10 Minuten mit einer kleinen Autofähre nach Broa auf Fårö, das gute 110 Quadratkilometer groß und somit Schwedens achtgrößte Insel ist.

Fårösund

Fårösund

Wie hier im Fårösund gibt es in Schweden viele dieser kleinen Straßenfähren, die anstatt Brücken fungieren und in der Regel auch umsonst benutzt werden können. Beim Anblick der Schilder am Straßenrand, die die entsprechenden Wartezeiten zur Fähre kennzeichneten, konnten wir uns eine grobe Vorstellung von dem machen, was einen hier in der Hauptsaison von Mitte Juni bis Mitte August erwartet… nun waren wir zum Glück nur zwei Autos, die im Fährhafen auf die Fähre warteten. Bis kurz vor der Abfahrt der Fähre kamen zwar noch einige wenige Wagen dazu, aber von Überfüllung konnte keine Rede sein – der große Vorteil der Vorsaison! Ungefähr 500 Menschen leben das ganze Jahr über auf Fårö, im Sommer sieht natürlich auch das ganz anders aus.

Straßenfähre

Straßenfähre

Nach der Ankunft auf Fårö bogen wir sofort von der Hauptstraße ab und fuhren auf kleinen Straßen entlang der südlichen Küste. An der südlichen Spitze trifft man auf eine Halbinsel (ryssudden), auf der es unter anderem ein Naturschutzgebiet (ryssnäs) mit Vogelschutzgebiet gibt. Zwischen Mitte März und Mitte Juli darf man die äußerste Spitze der Halbinsel nicht betreten, da dort eine Vielzahl an Seevögeln brütet und ihre Jungen aufzieht. Die Landschaft hier draußen ist sehr karg, und es wachsen eigentlich nur sehr niedere Gewächse wie unter anderem die Schwalbenwurz (tulkört), eines der wenigen giftigen Pflanzen in Schweden. Ganz in der Nähe liegt auch der engelska kyrkogård, ein alter Friedhof, auf dem englische Seemänner begraben liegen, die während des Krimkrieges in dieser Bucht stationiert und dort an Cholera gestorben waren.

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Weiter nördlich trifft man dann irgendwann wieder auf die Hauptstraße, und kurz darauf kamen wir zum Bergmancenter, in dem an den berühmtesten ehemaligen Bewohne Fårös erinnert wird. Für eingefleischte Bergmanfans ist das hier sicher ein Pflichtstopp. Für uns war es vor allem eine gute Möglichkeit, um Mittag zu essen. Wir saßen bei bestem Wetter auf der Terrasse des Museums und aßen einen leckeren Salat. Dem sommerlichen Wetter war es unter anderem zu verdanken, weshalb wir uns den Besuch im Filmmuseum dann lieber für einen späteren Zeitpunkt mit schlechterem Wetter aufgehoben haben.

Fast alleine bei Sudersand

Fast alleine bei Sudersand

Auf unserem weiteren Weg nach Norden hielten wir an einem der berühmten schwedischen Strände, Sudersand, wo sich im Sommer Hunderte bis Tausende sonnen- und badehungriger Schweden und Ausländer tummeln. Sowohl der Strand als auch das Wasser hat schon fast karibische Qualität (ok, nicht ganz so warm, vor allem nicht Ende Mai), weshalb sowohl der Strand als auch der angrenzende Campingplatz und Ferienresort in der Hauptsaison offenbar brechend voll sind. Jetzt Ende Mai war es überall menschenleer. Wir machten erst einen ausgiebigen Spaziergang am Strand entlang und legten uns dann dort in die Sonne und genossen die ungewöhnliche Ruhe und frühe Wärme dieses Vorsommers. Irgendwann setzten wir dann unsere Fahrt nach Norden fort bis zum nördlichsten Punkt mit Leuchtturm, dem fårö fyr.

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Gemütlich ging es dann nach einer kleinen Pause weiter bis zur nordwestlichen Spitze von Fårö, wo man in der Gegend um Langhammarshammaren einige wenige Raukasteine bewundern kann. Die Fahrt in den Nordwesten führte uns teilweise über sehr kleine, holprige Schotterstraßen, die unser Bus aber ohne jegliche Probleme meisterte.
Von Langhammars folgt man am besten der kleinen Straße entlang der kargen Küste, was bei diesem herrlichen Sommerwetter ein reiner Genuss für die Sinne war. Wir machten immer wieder kurze Stopps, unter anderem an einem sogenannten fiskeläger, wo früher die örtlichen Bauern ihre Boote und Angelausrüstungen in kleinen Holzhütten lagerten, um von dort aus aufs Meer zu fahren und sich mit Fisch einzudecken. Die karge Landschaft hier oben mit dem für diese Gegend üblichen hellen Gestein, bildeten einen starken Kontrast zu den dunklen, hölzernen Fischerhütten. Dazu noch das Meer, das unglaubliche Licht und die Einsamkeit hinterließen einen bleibenden Eindruck bei uns.

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Nachdem wir die Atmosphäre dort eine ganze Weile auf uns wirken hatten lassen, fuhren wir weiter, da wir uns auch langsam um ein Nachtquartier kümmern mussten. Ganz in der Nähe, im Hafen von Lauterhorn gibt es ein sogenannten ställplats, also einen WoMo-Stellplatz, wo man für relativ wenig Geld (120 kr/Nacht, + 30 kr/Nacht für Stromanschluss) mit seinem Camper übernachten kann und zumindest die Möglichkeit hat, eine Toilette zu benutzen, Zugang zu Trinkwasser hat und – wenn man das möchte – auch Duschen benutzen kann (kosten aber extra; Münzeinwurf). Wir gesellten uns zu den wenigen Campern, die dort bereits standen und verbrachten unsere zweite gemeinsame Nacht in unserem Bulli. Der Hafen ist nicht unbedingt superschön, aber als einfache Übernachtungsmöglichkeit mit etwas Komfort wirklich eine gute Alternative zu Campingplätzen (kleiner Tipp: beim Einfahrt in den Hafen liegen gleich linker Hand 2-3 Plätze mit Rasen, schönem Blick aufs Wasser und auch Stromanschluss; sind zu bevorzugen; übrige Plätze im Hafengebiet nur auf Schotter). Und der Sonnenuntergang an diesem Abend war nicht von schlechten Eltern…

Das Leben im Camper in Schweden ist recht unkompliziert

Das Leben im Camper in Schweden ist recht unkompliziert

Am nächsten morgen fuhren wir erneut bei strahlendem Sonnenschein auf die andere Seite der Hafenbucht, wo es ein weiteres Gebiet mit wunderschönen Rauken gibt. Ganz in der Nähe findet man außerdem einen alten Hafen (gamle hamn), der als solcher doch schon lange nicht mehr zu erkennen ist, da die Einfahrt in den Hafen inzwischen komplett verlandet ist. Wir hatten unglaubliches Glück und waren an diesem Tag die ersten Besucher dort und konnten die schroffen Felsen, die hier direkt an der Küste liegen in Ruhe erforschen und bewundern. Die Ruhe wurde nur kurz gestört, als wir beim Herumklettern zwischen den Felsen fast auf eine kleine Ringelnatter getreten wären, die sich auf einem der warmen Steine sonnte. Wir beobachteten sie noch eine ganze Weile bevor es uns dann weiterzog, gerade pünktlich vor der Ankunft weiterer Besucher.

Nur ein paar Kilometer weiter südlich, abseits der Hauptstraße, befindet sich ein kleines, recht unbekanntes Naturschutzgebiet, das Marpes naturreservat. Hierher verirren sich vermutlich nicht so sehr viele Besucher, jedenfalls an einem sonnigen Tag Anfang Juni waren wir hier völlig alleine. Hier kann man eine schöne kleine Rundwanderung bis ans Meer machen, wo auf einer kleinen Insel, Marpesholm, viele Vögel zu beobachten sind (darf man auch in der oben bereits genannten Vogelschutzzeit nicht betreten), und es gibt außerdem noch eine Menge Schafe, die sich hier einige Wochen aufhalten. Wir trafen am Ende unserer Wanderung dann auch noch die Besitzer dieser Schafe, die gerade dabei waren, ihre Tiere zu einer anderen Stelle weiter nördlich zu transportieren, da sie hier aufgrund der bereits lang anhaltenden Wärme nicht mehr genügend Essbares fanden. Das war eine sichtlich schweißtreibende Arbeit, und so nutzten Vater und Sohn gerne die Gelegenheit, ein paar Festlandschweden ein wenig über ihre Schafzucht zu erzählen. Bei den Gotländern muss man sich immer ein bißchen extra anstrengen, um alles zu verstehen, da sie einen recht ungewöhnlichen Dialekt sprechen, auch wenn das meiste für uns nach 16 Jahren gut zu verstehen ist.

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Bei dem Besuch von Marpes naturreservat hatte sich mal wieder gezeigt, dass es sich immer lohnt, von der Hauptstraßen abzufahren. Es gibt auf Fårö wie auch auf Gotland genügend kleine Straßen und Wege, die man tagelang erkunden kann. Auf einem solchen kleinen Abstecher sind wir an einer weiteren kleinen Halbinsel vorbeigekommen. Auch dort tummelten sich zur Zeit viele Vögel, so dass wir es am Ende nicht mehr wagten unsere Erkundungstour zu Ende zu gehen. Zwar waren die Vögel vor allem mit sich selbst beschäftigt, was bedeutete, dass die kleinen sich gegen die größeren Vögel verteidigten, die versuchten, ihnen die Eier oder gar die Jungen zu rauben, und zum anderen wollten wir sie auch nicht in dieser empfindlichen Zeit zu sehr stören. Das ganze Gebiet um die Halbinsel herum war landschaftlich wie so oft sehr schön, und wir genossen die Ruhe zur Mittagszeit im Schatten von niedrigen Kiefern, nachdem wir uns in unserem Camper einen leckeren Salat zubereitet hatten und ließen einfach die Seele baumeln.
Und wer es nicht zu einsam mag, für den gibt es überall nette kleine Cafés und Restaurants, wo man leckeren Kuchen, Eis und vieles mehr verzehren kann.

„Gute Glass“ – echt gotländisches Eis!

Am Nachittag fuhren wir dann zurück zum Fähranleger. Nicht dass wir alles auf Fårö gesehen oder erkundet hätten, aber wollten wir doch gerne noch zur blauen Lagune in Nordgotland, von der wir schon viel gehört hatten. Wir überlegten uns kurz, ob wir in Fårösund übernachten sollten, da es dort auch einen Stellplatz für Camper ca 100 Meter abseits des Hafens gibt, aber konnten uns dann doch nicht so richtig für diesen Platz erwärmen.
Also ging es weiter zur Blå Lagunen, einem ehemaligen Steinbruch, wo wie so oft auf Gotland Kalk abgebaut wurde. Man hat den Steinbruch mit Wasser aufgefüllt, und ihn so zu einem wunderschönen Badesee umgewandelt. Das Wasser war überraschend warm, und es tat gut, sich nach diesem heißen Tag zu erfrischen. Auch waren wohl die meisten Tagesbadegäste bereits wieder abgefahren, jedenfalls war es sehr ruhig. Hier darf man auch mit seinem Camper übernachten, direkt am See und völlig kostenlos! Auch gab es eine Trockentoilette, also ein perfekter Übernachtungsplatz für uns! Abendessen und Übernachtung mit Blick auf den See… es konnte besser nicht sein!

Blå Lagun

Campen an der Blauen Lagune

Lergrav und Furillen (Furilden)

Am nächsten Morgen fuhren wir weiter Richtung Süden. Unser Hauptziel für den heutigen Tag war die Insel Furillen (Furilden), auf der auch über lange Zeit bis in die siebziger Jahre Kalk abgebaut worden war und die außerdem viele Jahre militärisches Schutzgebiet und somit für Ausländer nicht zugänglich war. Seit Mitte der neunziger Jahre ist die Insel doch zugänglich, obwohl es auch heute noch einige militärische Schutzobjekte auf der Insel gibt.

Es gibt hier wirklich viel zu entdecken. Wir steuerten zuallererst den ehemaligen Kalksteinbruch an, der inzwischen zu einem minimalistischen Designhotel umgebaut worden ist. Ein schwedischer Fotograf kaufte das Gelände Ende der neunziger Jahre, um es zu einem Hotelkomplex umzubauen. Wir machten einen ausgiebigen Spaziergang über die Außenanlagen, wo man sich zwischen Loren, die zum Abtransport des abgebauten Gesteins genutzt wurden und anderen Reliquien aus der Zeit des aktiven Kalkabbaus bewegt. Es war schon ein spezielles Gelände, das wohl auch desöfteren für Filmaufnahmen genutzt wird, was man sich sehr gut vorstellen kann. Eigentlich wollten wir uns auch noch das Innere des Hotels anschauen, aber leider war es noch nicht für die Saison geöffnet und übers Wochenende für eine größere private Familienfeier vermietet.

Hotel auf Furillen

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Uns zog es dann weiter, um die wunderschönen Natur der Insel zu erkunden. Kleine Schotterstraßen ziehen sich über die Insel, die zu großen Teilen heute Naturschutzgebiet ist, und wo man wunderschön wandern, baden oder auch nur sein und die herrliche Landschaft genießen kann. Wir hätten am liebsten einfach unseren kleinen Camper irgendwo hingestellt und wären für ein paar Tage geblieben.

DSCF9807_wmAls wir einem kleinen Weg durch den Wald folgten, entdeckten wir linker Hand plötzlich ein seltsames viereckiges Gebäude, das nur aus rostigen Stahlwänden zu bestehen schien. Alles sah sehr modern aus, auch gab es irgendeine Hydraulikanordnung und irgendwie kam man sich vor wie in einem Science Fiction… dank mobilen Internets konnten wir am Ende das Geheimnis lüften und lasen, dass es sich um „Studio Furillen“, eine moderne 500 Quadratmeter große Villa handelte, die sich der schwedische Geschäftsmann Mikael Blomqvist hat bauen lassen. Man fragt sich, wie er dafür die Baugenehmigung bekommen hat… Die hydraulischen Wände ermöglichen, das Haus komplett nach allen Himmelsrichtungen zu öffnen oder aber auch hermetisch nach außen abzuschotten – schon eine sehr spezielle Architektur, die natürlich auch ihren Preis hat. Offensichtlich betrugen die Baukosten ca 45-50 Millionen Kronen. Inzwischen (Stand Sommer 2016) ist das Haus sogar für „nur“ schlappe 35 Millionen Kronen zu haben… – ein Schnäppchen sozusagen!

„Studio Furillen“

Bei unserer Fahrt auf Furillen kamen wir unter anderem an einem weiteren ehemaligen Fischerlager vorbei, Kartu, das im Kartviken an der östlichen Küste von Furillen liegt. Von Kartu aus sind die Einwohner der Gemeinde Rute seit dem Mittelalter aufs Meer hinausgefahren. Hier hatten sie ihre Übernachtungshütten, von denen aber wohl die meisten um die vorletzte Jahrhundertwende abgebrannt sind. Es gibt aber noch ein kleines Steinhaus dort aus gemauertem Kalkstein und einige Ruinen der ehemaligen Hütten, in denen man noch immer erkennen kann, wo früher die Speisekammer und Feuerstellen lagen. Abgesehen von der kulturhistorischen Bedeutung, so ist Kartu eine schöne Bade- und Picknickstelle mit einer herrlichen Aussicht auf die Ostsee.

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So lässt es sich leben!!!!

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Obwohl Furrilen eine Insel ist, gibt es eine Landverbindung mit Gotland bei Lergrav. Dort gibt es auch ein großes Raukafeld mit unter anderem dem Lergravsporten, einem großen steinernen Tor und einem weiteren fiskeläger, wo es auch – zumindest in der Hauptsaison – frischen Fisch zu kaufen gibt. Bei unserem Besuch Anfang Juni war der Laden dort leider geschlossen.

Lergravsporten

Wie ihr schon ganz richtig vermutet habt, gibt es von diesen fiskeläger eine ganz Menge hier auf Gotland. Man findet sie immer eigentlich überall. An einem dieser fiskeläger schlugen wir auch unser Nachtlager auf, nachdem wir uns davor ein, zwei Campingplätze kurz angeschaut hatten. Wie das mit dem frei Campen auf Gotland ist erschließ sich uns nicht völlig. Bei Recherchen im Internet stießen wir auf unterschiedliche Angaben und Meinungen. Prinzipiell gilt das schwedische Jedermannsrecht natürlich NICHT für Camper oder andere motorisierte Fahrzeuge sondern nur fürs Zelten für eine Nacht. Naturschutzgebiete sind oft ausgenommen, aber nicht immer. Auf der anderen Seite wird das Übernachten im Camper auch außerhalb von Campingplätzen immer wieder geduldet – zumindest in der Nebensaison. Letztendlich muss man entscheiden, ob es sich ok anfühlt oder nicht. Wir genossen jedenfalls einen wunderschönen Abend, völlig ruhig und ungestört, wenn man mal von einem abendlichen Besuch eines Fuchses, von Rotwild und vielen Seevögeln vor allem Seereihern absieht.

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Einsam, einsamer, am einsamsten…

Unerwarteter besuch beim Abendessen…

… Herr (?) Fuchs sagt ‚Gute Nacht‘

Früh am Morgen kam sogar ein Auto zu dieser doch recht abgelegenen Stelle, fuhr aber sofort wieder weg…

Sysne fiskbutik

Letzter Morgen vor der Abreise nachhause. Wir fuhren gemütlich ein Stück in den Süden Gotlands, um vor unser Abfahrt noch bei einem Fischladen vorbeizuschauen, wo wir bereits vor zwei Jahren gewesen waren. Der Fischladen in Sysne ist eine ganz besondere Empfehlung von Freunden, die seit vielen Jahren nach Gotland fahren. Vor zwei Jahren mussten wir noch bei Regenwetter in einer der kleinen Hüttchen am Strand unseren geräucherten Fisch verzehren.

Sysen fiskbutik

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Nun machten wir uns nachdem wir unseren Einkauf getätigt und einen langen Spaziergang gemacht hatten mit dem Camper auf, um eine schöne Stelle am Strand zu finden. Den Einkauf hatten wir im Kühlschrank im Camper deponiert gehabt während wir unter anderem dem Grab des Matrosen Lindgren einen Besuch abstatteten. Dieser arme Mensch gehörte dem Marineverband an, der nach Gotland geschickt worden war als 1808 Russland die Insel erobern wollte. Man sagt, dass nicht ein einziger Schuss gefallen und Matrose Lindgren der einzige Todesfall in diesem Konflikt war – er fiel aus der Takelage…

Einer von vielen schönen Plätzen an der Küste Gotlands

Da hatten wir es schon besser, als wir am Strand in der Sonne saßen, unsere leckeren geräucherten Krabben und Fische verzehrten, uns die Sonne aufs Haupt scheinen ließen und einfach noch die letzten Stunden vor unser Abfahrt nach Visby genossen. Die letzten Tage waren einfach wunderschön gewesen, Gotland zeigte sich von seiner sonnigen und ruhigen Seite. Oft dachten wir, wie es hier nun während der Hochsaison im Juli sein würde. Die Ruhe war schon einmalig. Auf der anderen Seite waren einige Restaurants, Cafés und Läden noch nicht geöffnet, wie z.B. die Bäckerei in Rune, deren im Steinofen gebackenen Pizzas uns ganz besonders ans Herz gelegt worden waren. Auch erwischten wir uns desöfteren bei dem Gedanken, dass es nun auch schön gewesen wäre, die Kinder dabei zu haben und zusammen mit ihnen das ganze erlebt zu haben… sind wir es doch wirklich nicht mehr gewohnt, nur zu zweit unterwegs zu sein.

Gank klar ist, dass wir wiederkommen werden. Wir hoffen, dass es nicht so lange dauern wird, wie nach unserem ersten Besuch auf dieser ganz besonderen schwedischen Insel. Und das nächste mal sind auch wieder die Kurzen mit von der Partie – garantiert! 🙂

Good-bye Gotland!

Good-bye Gotland!

Gotland bietet sich wie im übrigen ganz Schweden an, mit dem Camper bereist zu werden. Abgesehen von einer Vielzahl an Campingplätzen, die doch nicht alle in der Nebensaison geöffnet sind, gibt es wie oben erwähnt eine Reihe an sogenannten ställplatser, wo man günstig oder manchmal sogar gratis mit seinem Camper übernachten kann. Eine Liste über diese Stellplätze auf Gotland & Fårö findet ihr hier.

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