58GradNord - alleine reisen
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„Utan mamma“ – wenn Kinder alleine fliegen!

Inzwischen sind unsere Kinder schon so groß (=alt), dass sie auch alleine verreisen (können). Zumindest unser Sohn hat seit seinem achten Lebensjahr schon einige Flugreisen als sogenannter „unattended minor“ (UM) absolviert. Alleine fliegen ist prinzipiell gar nicht schwierig. Die Trennung von den Eltern ist da schon die größte Hürde (bzw die Trennung von den Kindern). Fliegen als UM , was in schwedischen Fliegerkreisen offenbar unkonventionell und ganz untypisch als  „utan mamma“ (ohne Mama) übersetzt wird, ist natürlich schon eine Umstellung für die ganze Familie.

Für uns eröffnete es aber gleichzeitig ganz neue Möglichkeiten der Urlaubs- und Feriengestaltung. Denn selbst mit den liberalen schwedischen Urlaubsregeln schaffen wir es kaum, 9-10 Wochen Sommerferien der Kinder abzudecken – zumindest nicht, wenn wir zusammen Urlaub machen wollen. Und das hat bisher immer noch höchste Priorität. Und außerdem können unsere Kinder auf diese Weise auch ihre im fernen Deutschland lebenden Großeltern öfter sehen.

Alleine fliegen – die Basics

Unsere Erfahrungen beschränken sich bisher auf KLM und SAS, aber das Procedere unterscheidet sich vermutlich nicht so sehr zwischen den verschiedenen Fluglinien. Sogenannte Billigfluglinien wie Ryanair & Co. bieten in der Regel keinen Begleitservice für Minderjährige an. Kinder können also nicht alleine fliegen, sondern immer nur in Begleitung Erwachsener (bzw. einer Person, die mindestens 16 Jahre alt ist). Im Einzelfall muss man sich natürlich auf der Webseite der entsprechenden Fluglinien erkunden.

58GradNord Alleine reisen - ohne die Eltern am Gate

Ohne die Eltern am Gate ist schon ein besonderes Gefühl.

Tickets für alleinreisende Kinder buchen

Die Tickets für alleinreisende Kinder mussten wir bisher immer per Telefon oder am Flughafen bestellen. In Reise- oder Verkaufbüros der Fluglinien kann man das sicher auch erledigen, ist aber für uns nicht aktuell. Ein Online-Kauf ist unseres Wissens nicht möglich (zumindest nicht bei den beiden oben genannten Fluglinien), außer vielleicht über deren Chatcenter oder fb/twitter-Seiten. Es kommt natürlich eine Gebühr für den Begleitservice dazu, der so um die 50 €/Strecke (Stand März 2015) liegt, aber auch da haben wir jedes mal andere Preise bekommen (aus welchen Gründen auch immer?).
[Update Februar 2016: Inzwischen haben wir schon biss zu 100€/Strecke bezahlt. Der Service scheint immer teurer zu werden. Und leider gibt es da auch keine Mengenrabatt, wenn mehrere Geschwister zusammen fliegen.]

Alleine fliegen – immer vorher Formular ausfüllen

Wenn die Buchung dann fertig und bezahlt ist, bekommt man am Flughafen (oder bereits vorab) ein Formular ausgehändigt, in das man Abflugort, ev. Umsteigeflughafen und Ankunftsort mit Flugnummern, Zeiten, usw einträgt. Natürlich dürfen die persönlichen Angaben des Kindes nicht fehlen, genauso wenig wie die Sprache(n), mit denen man mit dem Kind sprechen kann und – gaaaaanz wichtig – wer das Kind abgibt und wieder abholt (inkl Namen und Angaben über die Beziehung zum Kind, also ob man Großmutter/-vater oder sonst wer ist und so)! Alle diese Angaben muss man bereits bei der Buchung des UM-Services angeben.
Das ausgefüllte Formular zusammen mit allen anderen wichtigen Unterlagen wird in einer praktischen (?) Tasche dem Kind um den Hals gehängt, und dann kann es eigentlich auch schon losgehen.

Kein online check-in

Check-in usw funktioniert wie immer (doch meist kein online-check-in). Ob man als Begleitperson dem Kind bis zum Gate folgen darf, ist von Flughafen zu Flughafen unterschiedlich. Unsere bisher begrenzten Erfahrungen:

  • Linköping: Ok, auf unserem winzigen Hausflughafen darf man natürlich mit bis zum Gate, ist ja Luftlinie auch nur ca 15 m von der Sicherheitskontrolle entfernt… da darf man auch sitzen bleiben bis der Flieger auf die Startbahn gerollt ist…
  • Berlin-Tegel: bis zum Gate
  • Stockholm-Arlanda: bis zur Sicherheitskontrolle
  • Palma de Mallorca: bis zum Gate
  • Stuttgart-Echterdingen: bis zum Gate

Alleine im Flieger

Wir können nicht behaupten, dass man sich ungewöhnlich innig um unseren Sohn während seiner Alleinflüge gekümmert hätten (mit der Ausnahme eines Fluges). Dafür ist wohl zumindest bei Kurzstreckenflügen keine Zeit. Von daher gilt, genau wir bei Flügen mit den Eltern, Kind mit genügend Bordunterhaltung in Form von Lesestoff, Zeichenutensilien, Video- und Musikausrüstung ausstatten – eben ganz nach Geschmack des Kindes. Das lenkt ab, wenn man traurig ist und seine Familie vermisst und lässt die Zeit schneller vorüberziehen.

Die Tränen beim Abschied

Das Schlimmste ist der Abschied… Unser Erstgeborener ist wie gesagt zum ersten Mal mit gut acht Jahren nach Deutschland geflogen – das war schon nicht ganz so einfach. Wir machten uns auch vor allem Gedanken, was passieren würde, wenn er beim Umsteigen am späten Abend seinen Anschlussflug nicht bekäme…  ohne die Möglichkeit am selben Abend noch eine spätere Maschine nehmen zu können… ein Gedanke, den man am liebsten verdrängt.
Außerdem kam unser Sohne bei seinem ersten Alleinflug völlig übermüdet und traurig um halb elf Uhr abends bei seinen Großeltern in Deutschland an. Müdigkeit wirkt sich ja bekanntlich sehr negativ auf das Wohlbefinden aus. Daraus haben wir gelernt und schicken ihn nun lieber früh am Morgen auf die Reise, um Ankünfte am späten Abend zu vermeiden.

58GradNord - alleine fliegen mit Tränen

Ganz ohne Tränen geht es leider nicht, wenn Kinder alleine reisen…

Bisher hat es immer gut geklappt, und er hat seine Reisen mit Bravour gemeistert. Es gibt ja auch gewisse Vorteile, als Kind alleine zu fliegen. So durfte er z.B. einmal in der ersten Klasse reisen (obwohl natürlich nur gewöhnliche Economy gebucht war), es sich im Cockpit auf dem „Beifahrersitz“ bequem machen, und auf den größeren Flughäfen wird man in der Regel mit Elektroauto transportiert bzw. darf vom Flieger mit der Besatzung oder in einem eigenen Wagen zum Terminal fahren! Auch der „Kindersammeltreffpunkt“ an den größeren Flughäfen mit Süßigkeiten und Videospielen werden sehr geschätzt! Das alles bekommt er nicht geboten, wenn er mit uns verreist.

Und außerdem wächst ein Kind ungemein, wenn es sich alleine auf die große Reise begibt. Es sammelt neue Erfahrungen und gewinnt eine ordentliche Portion an Selbstbewusstsein. Auf der anderen Seite sollte man auch nicht zu viel ‚pushen‘. Ein Kind muss auch reif dafür sein, und es selber wollen.

Aber es fließen beim Abschied schon ab und zu ein paar Tränen, da ist nichts zu machen… zum Glück bleibt es ja nicht bei den Abschieden, sondern es gibt ja bei der Ankunft auch immer ein freudiges Wiedersehen.

Ein kleiner Netzfund, der manche Abschiede vielleicht ein wenig schöner machen könnte… oder verschlimmern… kommt ganz darauf an.

 

 

 

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