Gute Freunde haben uns vor unserem Roadtrip zu den Lofoten geraten, immer dann etwas zu unternehmen, wenn das Wetter gerade schön sein sollte! Dem können wir nur zustimmen! Die Witterungsverhältnisse so weit im Norden und am Nordatlantik können sich extrem schnell ändern. Vor allem dominieren nicht immer gerade Sonnenschein und warme Temperaturen.
Wer uns kennt, weiß, dass wir gerne zusammen mit unseren Kindern wandern, und so haben wir natürlich auch in Nordnorwegen einige Gipfel erklommen.
Sobald man auf die Lofoten kommt ist man von der einzigartigen Landschaft gefesselt – uns ging es da nicht anders. Meine liebe Frau bricht bei dem Anblick spitzer, schroffer Berge immer ganz schnell in Begeisterung aus, und auch wir anderen können uns der Magie der Berge nicht wirklich entziehen.
Dass die Lofoten ein Mekka für Kletterer sind, wurde uns spätestes während unserer Übernachtung außerhalb von Kabelvåg klar. Und auch im Vorfeld hatten wir schon einiges über die Wandermöglichkeiten auf den Lofoten gelesen. Ganz besonders können wir das Buch von Explore Lofoten der norwegischen Fotografin und Autorin Kristin Felsland Olsen empfehlen (gibt’s auch als deutsche Ausgabe, wenn man mag). Das Buch mit seinen detaillierten Beschreibungen und Kartenausschnitten hat es uns uns bei der Planung im Vorfeld und auch vor Ort leicht gemacht, die richtige Wanderung zu finden. Außerdem sind die tollen Bilder eine gute Inspirationsquelle (falls man das überhaupt noch nötig hat).
Lofoten – ein Paradies für große und kleine Gifpelstürmer
Kindergerechte Wanderungen zu finden ist gar nicht immer so einfach. Bei uns ist es ja inzwischen so, dass wir eher „papagerechte“ Wanderungen finden müssen, da ich ein gewisses Maß an Höhenangst besitze. Durch jahrelanges Training zusammen mit meiner lieben Frau, die mich ja bereits vor gut zwei Jahrzehnten die Alpengipfel hinaufgelockt hat, ist es inzwischen schon sehr viel besser geworden. Aber es gibt eben für alles Grenzen. Unsere Kurzen haben da weniger Probleme, die kennen eigentlich so etwas wie Höhenangst bisher noch nicht. Ich bekomme allerdings Gänsehaut, wenn die Wegbeschreibung Formulierungen wie „you have to use both hands when you crawl over the crest“ oder „for those who are comfortable walking in exposed terrain“… enthalten. Wir entschieden uns deshalb auch erstmal für ein wenig einfachere Gipfelbesteigungen.
Eggum – Unstad
Von dieser kleinen Wanderung haben wir bereits erzählt. Sie verbindet die Ortschaften und gleichnamigen Strände miteinander. Auf 7 Kilometer Länge, für die man so ungefähr 3 Stunden veranschlagen sollte, folgt man der Küste und hat – bei schönem Wetter zumindest – tolle Aussichten auf den Nordatlantik sowie die schroffe Westküste der Lofoten. Nach ungefähr zwei Drittel der Strecken trifft man auf einen kleinen Leuchtturm, der zu einer Pause einlädt. Auf dem Weg gibt es einige wenige ausgesetzte Stellen, an denen man zumindest mit kleinen Kindern etwas Vorsicht walten lassen sollte. Auch ist der Weg stellenweise recht steil, doch gut zu gehen, wenn es nicht zu nass ist, aber auch schweißtreibend.
In Unstad kann man sich dann am Strand ausruhen und die Arctic Surfers bewundern – oder sich selbst mal in die kalten Fluten wagen. Um wieder zum Ausgangspunkt zurückzukommen, macht man die Wanderung entweder einfach retour oder versucht per Anhalter auf die andere Seite zu kommen.

Entlang der Küste nach Unstad

Pause am Leuchtturm

Unstad Strand
Uttakleiv – Haukland – Uttakleiv
An unserem ersten richtigen Tag in Uttakleiv zusammen mit der Familie von sechspaarschuhe.de sind wir von Uttakleiv zum benachbarten Strand Haukland gewandert. Das Wetter war an diesem Tag nicht wirklich berauschend, aber man kann ja nicht ständig im Camper oder Zelt hocken. Mit insgesamt sechs Kindern sowieso nicht… die brauchten frische Luft und Bewegung.
Man benötigt ungefähr eine Stunde für die 3.5 Kilometer lange Strecke (reine Gehzeit, dauert mit Kindern, die viel zu entdecken haben, natürlich länger). Es geht immer flach am Meer entlang auf einer Schotterstraße und kann selbst mit einem robusten Kinderwagen gegangen werden.
Ich habe gelesen, dass dieser Weg bis Ende der 90er Jahre die Verbindungsstraße zwischen Uttakleiv und Haugland war, bis man dann den heutige Tunnel durch den Berg gegraben hat. Ach ja, apropos Tunnel. Man kann die Tour zu einer Rundtour machen, indem man entweder durch den Tunnel oder über den Berg zurück läuft. Wir haben beide Wege ausprobiert. Wir Väter gingen mit den Kleinsten und Ältesten durch den Tunnel nach Uttakleiv zurück, und die Mütter mit den Mittleren über den Sattel, von dem man dann auch weiter auf den Berg Mannen wandern kann.
Ich hatte erst ein wenig Bedenken, durch den Tunnel zu gehen, und dann auch noch mit den Kindern. Am Eingang des Tunnels hat eine örtliche Initiative Kästen mit Reflexwesten aufgestellt. So kann man sich am jeweiligen Tunnelende mit einer solchen Weste versorgen, die man dann wieder am anderen Ende in den Kasten legt. Eine klasse Idee, wie ich meine, die auf den Lofoten Schule gemacht hat, und die wir auch noch an anderen Tunneln sehen konnten. Und die Kinder fanden es total klasse, so durchs Dunkel zu gehen (und vor allem sich den anstrengenderen Weg über den Berg zu ersparen)!

Hauklandstrand – an jenem Tag war dort nicht viel los.
Uttakleiv – Mannen – (Himmeltinden)
Am unserem zweiten Tag in Uttakleiv wurde es dann endlich so richtig schön, so dass wir uns am Nachmittag noch auf den Berg Mannen aufmachten, dessen steilen Felswänden direkt hinterm Strand in Uttakleiv hinaufragen.
Ein bequemer Weg führt in anfangs weiten Serpentinen nach oben bis man zu einem kurzen, flachen Abschnitt kommt. An der Stelle, wo der Weg von Hauklandstrand heraufkommt folgt man einfach dem Weg nach oben, der teilweise am Rand des Bergkammes entlang läuft. Hier mussten wir die älteren Kinder immer mal wieder zum langsamer gehen ermahnen, wollten sie doch einfach nur zum Gipfel stürmen, was uns in Anbetracht der steil abfallenden Felswände doch ab und zu den Angstschweiß ins Gesicht trieb – und der steile Anstieg war eh schon schweißtreibend!
Oben angekommen (Zeitaufwand cirka 1.5 Stunden) befindet man sich nur 400 Meter über dem Meeresspiegel, hat aber bei gutem Wetter eine fantastische Aussicht weit über die naheliegenden Gipfel und die schroffe Küstenformationen.

Tolle Aussicht vom Mannen
Der Abstieg erfolgt über die gleiche Route. Und wer noch richtig Kraft und Energie hat, kann dann kurz bevor es den breiteren Weg wieder nach nach Uttakleiv geht nach rechts abbiegen und zum Himmeltinden aufsteigen. Bis zum Gipfel auf 964 M.ü.d.M. muss man wohl nochmal mit knappen 2 Stunden rechnen würde ich sagen. Wir haben diese Wanderung dann nicht mehr gemacht. Ganz zum Gipfel kann man offensichtlich sowieso nicht, da dort seit den 80er Jahren eine NATO-Überwachungsstation steht.
Volandstinden
Nach fast fünf Tagen in Uttakleiv ging unsere Reise weiter gen Süden. Meine liebe Frau hatte schon den nächsten Gipfel anvisiert, weshalb wir unseren Übernachtungsplatz strategisch außerhalb der Gemeinde Skjelfjord wählten. Von dort aus wollten wir am Tag danach den Volandstinden erklimmen. Von Ramberg aus kommend auf der E10 biegt man nach wenigen Kilometern links auf die Landstraße Fv803 ein. Kurz vor Skelfjord liegt rechter Hand eine Art Jugendklub, von wo aus die östliche Route auf den 557 Meter hohen Gipfel startet.
Wir suchten uns einen ruhigen Platz entlang der Landstraße am Skjelfjord, wo wir einen wunderschönen Abend mit einem der besten Aussichten auf unserem Lofoten-Roadtrip hatten. Man hätte auch direkt am Eingang zu Wanderung übernachten können, wie das wohl einige andere gemacht hatten, die wir am nächsten Tag dort trafen. Wir suchen uns aber immer lieber ein entlegeneres Plätzchen, das nicht in unmittelbarer Nähe von irgendwelchen Häusern liegt.

Einfach ein Platz neben der Straße – Skelfjord, Lofoten.
Hinter dem Jugendklub passiert man einen Viehzaun, und es geht dann erstmal einige hundert Meter leicht bergauf bis zu einem kleineren Hochtal, Gapahuken. Hier gibt es eine kleine Rasthütte und einen kleinen Fluss, Møllevva, wo man nochmal seinen Wasservorrat aufstocken kann, bevor es dann steil nach oben Richtung Gipfel geht. Der Weg ist im großen uns ganzen leicht zu finden. Nach ungefähr zwei Dritteln der gesamten Strecke kommt man nochmal auf eine kleine Hochebene bevor es dann rechter Hand geradezu zum Gipfel geht.

Aussicht vom Volandstinden
Der Weg ist leicht zu gehen, auch mit kleinen Kindern, und nie wirklich gefährlich. Vom Gipfel aus hat man eine wunderschöne Rundumsicht, wie so oft auf den Lofoten. Man kann sich nicht wirklich satt sehen…
Wer noch bis zum äußersten Punkt des Gipfelmassives gelangen will, muss man noch ein paar Hundert Meter weiter in westliche Richtung gehen, teilweise auch über etwas mehr ausgesetzte Stellen… das überließen wir dann meiner Frau und machten uns in der Zwischenzeit lieber über den mitgebrachten Nachtisch her!

Hierhin wagten wir anderen uns nicht…
Die Wanderung zum Volandstinden können wir nur wärmstens empfehlen. Sie ist relativ einfach zu bewältigen und man bekommt trotzdem in den Genuss großartiger Aussichten. Dauer: cirka 1.5 Stunden einfacher Weg.
Wandern in Nordnorwegen – auch mit Kindern möglich
Leider haben wir aufgrund der Witterungsverhältnisse und auch weil wir an manchen Tagen einfach nur gefaulenzt haben oder ein wenig herumgefahren sind, nicht so viele Wanderungen machen können, wie wir eigentlich zu Beginn geplant hatten. Auch gab es einige Wanderungen, die wir uns dann letztendlich nicht zugetraut haben und deren Wegbeschreibungen uns dann doch abgeschreckt haben. Auch haben wir eine der bekanntesten und beliebtesten Wanderungen auf den Reinbringen bewusst nicht gemacht, da es dort fast wie auf einer Autobahn zugehen und man sich fast gegenseitig auf die Füße treten soll – zumindest in der Hochsaison. Und auch der Festvågtinden mit Aussicht auf Henningsvaer blieb uns leider verwehrt. Als wir am Abend dort vorbeikamen, stiegen gerade mehrere tausende Menschen vom Gipfel herab, nachdem sie dort ein Konzert einer bekannten norwegischen Gruppe besucht hatten. Die gesamte Gegend vor und um Henningsvaer herum war an diesem Abend überbevölkert. Es standen Hunderte von Zelten und Campern an allen Ecken und Enden, so dass wir am Ende die Suche nach einem Übernachtungsplatz aufgaben und wieder aus der Gegend wegfuhren.
Es ist aber ganz klar – wir müssen wiederkommen. Die Lofoten haben wandertechnisch einfach noch viel mehr zu bieten. Und wir haben noch nicht genug!
Falls ihr an weitere Touren auf den Lofoten interessiert seid, wenn auch nicht immer unbedingt familienfreundlich, empfehle ich euch einen Besuch bei Manuela und Thomas auf thomasguthmann.de. Die beiden haben auf ihrer Skandinavientour auch einige Wandertouren auf den Loften gemacht und waren unter anderem auf dem Roten , von wo aus man unter anderen eine fantastische Aussicht auf den Strand Kvalvika genießen kann.
Auf den Lofoten ist es nie weit bis zum nächsten Gipfel. Viele der Gipfel liegen nur wenige Hundert Meter oberhalb des Meeresspiegels und sind somit relativ einfach und schnell zu erreichen. Leider fordern einige Wanderungen auch Schwindelfreiheit und ein wenig Klettererfahrung.
Aber auch mit kleinen Kindern sind manchen Gipfel problemlos zu erreichen und bieten unglaubliche Aussichten für relativ wenig Aufwand.
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Hallo Hartmut,
ein ganz toller Bericht, der Fernweh weckt. Wir durften Norwegen schon einmal mit einem Kreuzfahrtschiff bereisen, aber das ist sicher bei weitem nicht so beeindruckend wie eure Reise. Auch waren die Lofoten leider nicht Teil der Kreuzfahrt, stehen aber seit längerem auf meiner Bucketlist für Familienurlaube und sind sicher durch deinen Bericht noch ein paar Plätze nach oben gerutscht. Vielen Dank für die tollen Einblicke.
Herzliche Grüße
Yvonne
Hallo Yvonne,
danke für die Blumen. Was Kreuzfahrten betrifft, sind wir ja blutige Anfänger, d h wir haben so etwas noch nie gemacht. In den norwegischen Fjorden könnte ich mir das vielleicht sogar vorstellen.
Die Lofoten solltet ihr unbedingt mal besuchen. Es ist einfach wunderschön dort.
LG aus dem Norden,
Hartmut
Wow! Einfach toll. Fand ich vorher schon reizvoll, aber jetzt muss ich wirklich mal hin!
Danke, Frauke, das freut uns! Wir waren auch ganz hin und weg – es lohnt sich!
LG
Hartmut
Wie immer wunderbare Bilder und ein toller Bericht Hartmut. Die Lofoten sind wieder weit nach oben gerutscht. Wenn ich mir meine Reisewunschliste ansehen (mit ganz viel Norden drauf), habe ich bis ins hohe Rentenalter zu tun. Liebe Grüße, Ines
Vielen Dank, liebe Ines. Die Lofoten passen sicher gut auf deine Liste, du magst den Norden ja fast so sehr wie den Süden in Griechenland, nicht wahr? Es lohnt sich auf jeden Fall!
LG
Hartmut
Wow der Ausblick vom Mannen ist ja geradezu karibisch! Die Lofoten habe ich jetzt definitiv auf dem Zettel – sowohl fürs Wandern als auch fürs Freie Campen ♥
Liebe Julia,
das ist uns auf den Lofoten oft so gegangen, es sieht tatsächlich dort an sehr vielen Stellen wie in der Karibik aus… allerdings ist es auch einen Tick kälter… zum Wandern und Freicampen kann es fast nichts besseres geben!
LG aus dem Norden,
Hartmut