Ja, so langsam haben wir uns wieder an das Leben im Campervan gewöhnt. Man findet inzwischen das meiste, weiß so einigermaßen wie alles am Fahrzeug funktioniert und hat einen bestimmten mentalen Zustand erreicht, so dass man noch ewig weiterfahren könnte. Das geht ja leider nicht, aber zum Glück ist noch nicht einmal richtig die Hälfte unserer Urlaubszeit um.
Zu den Routinen hier gehört doch leider auch das Problem mit den vollen Campingplätzen. Bisher hat das ja immer geklappt, auch wenn das hier im Zion schon knapp war. Wir beschlossen deswegen uns heute aufzuteilen, so dass die Stockholmer den direkten Weg zum Bryce Canyon nahmen, um einen (oder zwei) Campingplatz auf einem der „come-first, serve-first“-Campgrounds zu bekommen. Wir sollten uns in der Zwischenzeit um den Provianteinkauf für die nächsten Tage kümmern. Unser Mann aus Kansas stand auch schon sofort auf unserem Campingplatz als wir ihm eine SMS geschickt hatten, dass wir uns nun gleich auf den Weg machen (er muss schon unglaublich früh am Morgen in den Canyon reingefahren sein).
Am Tunnel mussten wir ca 20 Minuten warten, bis uns die Ranger pünktlich um 8 Uhr die einspurige Weiterfahrt ermöglichten. Danach brausten die Stockholmer davon und „flogen“ mit ihrem Chevy Richtung Bryce. Anfangs versuchten wir noch Schritt zu halten, aber das gaben wir dann schnell auf und tuckerten gemütlich mit Mrs. Ford hinterher. Unterwegs hielten wir an verschiedenen Stellen an, ein Laden kleiner als der andere, um unsere Einkaufsliste abzuarbeiten. Aber wie wir es auch anstellten, die gewünschte Salami war einfach nicht aufzutreiben! Der Stopp bei der deutschen Bäckerei war aber natürlich ein Muss, und so konnten wir uns dort mit leckerem Brot und Kuchen eindecken!
Wir hatten gerade mal gut die Hälfte der Strecke hinter uns, da kam auch schon eine SMS der Stockholmer, dass sie am ersten Campground im Bryce Canyon angekommen waren und für uns beide einen Platz bekommen hatten – somit war unser Aufenthalt dort gerettet.
Bevor wir zum Bryce Canyon gefahren waren, der eigentlich gar kein Canyon ist, dachten wir ja schon mal ab und zu darüber nach, ob wir uns wirklich noch einen Canyon antun wollten, nach all den Steinen und Sand, den wir in letzter Zeit gesehen hatten. Aber wir wurden wirklich nicht enttäuscht, ist der Bryce doch etwas ganz besonderes! Wir schlugen unser Nachtlager für die kommenden zwei Nächte im Northern Campground auf. Hier bekamen wir einen gemeinsamen Platz für unsere zwei RVs, die nahegelegenen Toiletten waren in einem Topzustand, und von hier aus war es weder weit zum eigentlichen „Canyon“ noch zum Visitorcenter, in das immer ganz besonders die Kinder gerne gehen, um sich die Aufgaben für den Junior Ranger zu holen! Hier bezahlte man 30$ pro Wagen, was schon etwas über dem Durchschnitt bisher lag, was aber vor allem im Vergleich zu unserem aktuellen Nachtlager (16.7., Lake Isabella – der entsprechende Bericht kommt noch…) ein angemessener Preis war. Eine weitere Alternative ist der Sunset Campground, der ein kleines Stück weiter im Park liegt, in der Nähe der Bryce Lodge. Man kann aber auch gut – und ein wenig komfortabler mit full hock-up – kurz außerhalb des Parks campen mit direktem Shuttleanschluss in den Park. Sah im Vorbeifahren sehr nett aus, aber man hat es dann schon recht weit, wenn man vor allem morgens den Sonnenaufgang über dem „Canyon“ miterleben will.
Über den Bryce könnte man hier unendlich viel schreiben, vor allem seine Geschichte und geologische Entstehung, aber dafür reicht der Strom und die Zeit nicht, weshalb man alles auch hier oder noch besser hier nachlesen kann. Wir bekamen an unserem ersten Tag eine 50-minütige Geologiestunde vor Ort von einem freiwilligen Ranger aus Deutschland. Ranger Joe (eigentlich Joachim), pensionierter Computer Science Professor aus Heidelberg, verbringt hier im Sommer einige Monate und hält unter anderem deutschsprachige Informationsvorlesungen direkt vor Ort. Hier wurde uns u a erklärt, warum der Bryce Canyon kein Canyon ist (es fliest hier kein Fluss) und dass der Name von einem Farmer kommt, der hier in der Nähe nur gute sechs Jahre gelebt hatte, aber frustriert wieder weggezogen war, da sich seine Kühe im Bryce verirrten (oder so ähnlich). Wir erfuhren einiges über die unterschiedlichen Verwerfungen hier in der Nähe und dass es erst vor einigen Tagen zum ersten Mal ein spürbares Erdbeben gegeben hätte, so dass die bisherige allgemeingültige Theorie, hier gebe es keine große Erdbebengefahr nicht mehr ganz so selbstverständlich sei (das dachte man damals in Christchurch in Neusseland auch…). Wir lernten natürlich alles über die Entstehung der für den Bryce so typischen Gesteinsformationen, die Hoodoos und noch vieles mehr.
Am ersten Abend machten sich D und H auf, den Sonnenuntergang zu bestaunen uns zu fotografieren und hätten ihn beinahe verpasst… Danach gab es noch einen interaktiven astronomischen Vortrag unter freiem Himmel, zu dem recht viele Besucher von den Campingplätzen und der Lodge kamen. Ranger Joe hatte uns den empfohlen und vor allem die darauffolgende Möglichkeit beim Visitor Center durch große Teleskope den wunderbaren Sternenhimmel zu betrachten. Die Kinder hatten ja darüber nachgedacht, mit zu den Teleskopen zu gehen, aber außer L waren dann doch alle zu müde und schliefen fest, als es gegen 22 Uhr so weit war. Also machten sich nur D, H und L auf und bekamen u a den Saturn mit seinem charakteristischen Ring zu sehen und viele bekannte wie auch weniger bekannte Sternbilder.
Da wir uns hier für zwei Nächte eingebucht hatten, durfte ein wenig Bewegung nicht fehlen, und so stiegen wir am Tag nach unserer Ankunft in den Nicht-Canyon ab, um die Landschaft mal zur Abwechslung auch von unten zu bestaunen. Den Rim-Trail entlang der Kante liefen wir in den Tagen ja teilweise immer wieder hin und her. Heute ging es außerdem anfänglich auf den Queens Garden Trail, von dem wir im Canyon dann auf den etwas anspruchsvolleren Navajo Trail wechselten. Die Trails sind wandertechnisch eigentlich nicht besonders anspruchsvoll, aber die sengende Hitze erschwert das Vorwärtskommen doch ungemein. Wir hatten natürlich einiges an Wasser mitgenommen, was außer gutem Schuhwerk und Sonnenschutz das wichtigste Utensil ist. Dafür wird man mit einer tollen Landschaft belohnt, für die sich die Strapazen allemal lohnen. Als wir wieder zur Kante angestiegen waren, machten sich C & H noch zu einem anderen Aussichtspunkt in der Nähe auf, währen B zumindest mit drei der Kinder am Rim entlang liefen, um die doch zahlreichen Antworten des Junior Ranger Programms zu beantworten und die entsprechenden weit verstreuten Hinweisschilder zu finden. Diese waren nämlich teilweise mit Plaketten bestückt, die man ins Heft durchpausen musste, um zu beweisen, dass man auch wirklich da gewesen war. Recht erschöpft aber auch glücklich kamen sie dann nach mindestens weiteren zwei Stunden wieder an unserem Lager an, hatten sie sich doch gleich zwei neue Medaillen verdient. Zusätzlich zur üblichen Junior Ranger Medaille gab es auch noch einen Anstecker für die anstrengende Wanderung, mit dem sie gar nicht gerechnet hatten.
Abends wurde dann gegrillt und gemeinsam noch einmal ein kleiner Spaziergang zum Canyon gemacht, um den Sonnenuntergang zu bestaunen. Es gibt hier zwei extra eingerichtete Stellen, der Sunset und Sunrise Point, von wo aus man den Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang besonders gut sehen und fotografieren kann. Am Sunrise Point versuchten B, H und D am nächsten Morgen auch nochmal ihr Glück (am Morgen davor war nur H sehr früh aufgestanden oder besser gesagt wie so oft aufgewacht und hatte den Sonnenaufgang am sogenannten Amphieteater bestaunt), aber die Wolken wollten die Sonne anfänglich nicht so richtig durchlassen…
Nach dem Frühstück ging es dann heute mal wieder getrennt weiter, da bei uns nun der Las Vegas Aufenthalt anstand. Die Stockholmer hatten das ja schon hinter sich und wollten deshalb dem nahegelegen Kodachrome State Park und Escalante State Park einen Besuch abstatten, um sich unter anderem versteinerte Bäume anzuschauen. In zwei bis drei Tagen wollten wir uns dann wieder im Sequioa National Park treffen.
Hallo Hartmut,
das ist doch ein wunderschöner Nationalpark. Es ist immer noch unglaublich für mich, wie solche kleinen Felstürmchen entstehen können. Da hat die Natur wirklich etwas Fabelhaftes geschaffen und ich hoffe, dass es noch lange erhalten bleibt. Ich war letztes Jahr dort, als ich einen Roadtrip durch Utah gemacht habe. Besonders gute Fotos konnte ich kurz vor Sonnenuntergang machen, wenn die kleinen Türmen orange zu leuchten schienen.
Immer wieder toll finde ich, wie gut gepflegt und ausgeschildert die Nationalparks in den USA sind. Da kann man wirklich ohne Probleme in Eigeninitiative einen Roadtrip starten.
Danke für den tollen Einblick und die wunderschönen Fotos!
Viele Grüße,
Stefanie
Hallo Stefanie,
vielen Dank für deinen Kommentar. Der Bryce hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen… er hat mich extrem fasziniert. Und ich würde gerne mal wieder dorthin fahren, vielleicht im Herbst oder Winter. Kann mir denken, dass dein Utah-Roadtrip auch ganz große klasse war!!
Ja, die Amerikaner halten ihre Nationalparks wirklich in Schuss, da kann man echt nicht meckern.
LG
Hartmut
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Ach cool! Ihr hatten ja eine ähnliche Tour wie wir, nur mit Wohnmobil und etwas mehr Zeit pro „Sehenswürdigkeit“. Wir waren nicht in den Ferien unterwegs, deswegen haben wir alles nicht ganz so extrem überfüllt wahrgenommen, vor allem der Highway 1 war wunderschön und fast leer!
Ich war ja schon vorher überzeugt davon, dass wir so eine Reise auf jeden Fall noch mal machen müssen! Aber jetzt noch mehr, denn mit Kindern erlebt man es tatsächlich anders:)
Grüße aus Deutschland!
Chrissi
Wir können so eine Reise mit Kindern nur empfehlen… und dann am besten im Camper – für uns die ultimative Art zu Reisen! Viel Erfolg auf euren weiteren Reisen!