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Costa Rica mit Kindern – Schokolade aus dem Regenwald

Die Vielfalt Costa Ricas ist sehr schwer zu beschreiben, man sollte sie am besten erleben. Auf unserer vierwöchigen Reise durch das mittelamerikanische Land durften wir so viel Neues und Faszinierendes erleben, dass man eigentlich gar nicht weiß, wo man anfangen soll zu erzählen. Eines dieser vielen Erlebnisse war ein Besuch in der Regenwaldforschungsstation Tirimbina, wo wir Schokolade aus dem Regenwald zum Probieren bekamen.

Kakaoplantage im Dschungel

Die Tour begann erstmal mit einer cirka 20-minütigen Wanderung durch den Dschungel. Wir waren schon zuvor ein wenig in dem angrenzenden Regenwald unterwegs gewesen, nahmen nun aber einen anderen Weg. Der Anbau der Kakaopflanzen wird nach traditioneller Art gehandhabt, was bedeutet, dass man die Pflanzen nicht in Monokultur anbaut, sondern zusammen mit anderen Pflanzen. Das ist natürlich nicht gerade praktisch für eine große und effiziente Produktion, aus ökologischen Gesichtspunkten aber sehr vorteilhaft. Unter anderem verringert man so auch die Gefahr einer für Kakaopflanzen speziell gefährliche Pilzerkrankung, der Moniliasis, die vor allem Ende der 70er Jahre in Mittelamerika Fuß gefasst und damit die Kakaoproduktion stark eingeschränkt hat. Im Zuge der Epidemie verschwand offensichtlich cirka 80% der costa-ricanischen Kakaoproduktion. Der Kakaoweltmarkt wird heute hauptsächlich von den Kakaoproduktionen auf dem afrikanischen Kontinent bestimmt, wo man schnellwachsende Kakaosorten anbaut, die qualitativ bei weitem nicht denen Lateinamerikas entsprechen sollen. Etwas mehr exklusivere Schokoladensorten werden deshalb nicht selten aus Kakao von Costa Rica und seinen benachbarten Ländern hergestellt.

Kakaofrucht

Kakaofrucht

Von der Kakaofrucht zum fertigen Schokoladengetränk

An der kleinen Plantage irgendwo im Regenwald angekommen, wurde uns die traditionelle Schokoladenproduktion sowohl erklärt als auch gezeigt. Obwohl die Kindern damals bereits Englisch- und Spanischunterricht in der Schule hatten, reichten ihre Fremdsprachenkenntnisse natürlich nicht, um alle Erklärungen zu verstehen, so dass unsere Simultanübersetungskünste gefragt waren. Vor allem aber waren die einzelnen Schritte sehr anschaulich nachvollziehbar, so dass es nicht unbedingt größeren Sprachkenntnissen bedarf – „hands on“ eben.

Das Innere der Kakaofrucht

Das Innere der Kakaofrucht

Zuerst durften wir die Kakaofrüchte und ihren etwas klebrigen, feuchten Inhalt bestaunen. Zugegeben, die frischen Früchte sahen eigentlich nicht sehr appetitlich aus, und man konnte sich nur schwer vorstellen, dass daraus am Ende leckerer Kakao entstehen sollte. Als eine Art Bonbon im Mund gelutscht schmeckten sie doch fruchtig süß. Wenn ich mich richtig erinnere so nutze man die Früchte ursprünglich vor allem als Art erfrischendes und energiespendendes Nahrungsmittel, das die Menschen auf ihren Reisen dabeihatten. Eine Weile gelutscht und irgendwo im Regenwald wieder ausgespuckt verbreitete sich die Kakaopflanze im Prinzip ganz natürlich von südlicheren Breitengraden des amerikanischen Kontinentes in den Norden Mittelamerikas.

Links: Unterschiedliche Fermentierungsstadien Rechts: Getrocknete Kakaobohnen

Links: Unterschiedliche Fermentierungsstadien Rechts: Getrocknete Kakaobohnen

Die Kakaobohnen trocknen auf natürliche Art und Weise

Die Kakaobohnen trocknen auf natürliche Art und Weise

Die verschiedenen Grade der Fermentierung sowie die natürlich Trocknung der Kakaobohnen beanspruchen natürlich relativ viel Zeit, so dass man uns nur die Bohnen in den unterschiedlichen Stadien zeigte und erklärte Danach ging es ans Rösten der Bohnen, traditionell in der Pfanne über dem Feuer bzw. der Herdplatte. Dann wurde es wieder ein wenig handfester und wir durften tatkräftig beim Mahlen der Kakaobohnen mithelfen. Dazu gab es einen aus groben Stein hergestellten Mörser und eine Art Kaffeemühle, um an Ende ein sehr feines Pulver zu bekommen. Das Pulver war bereits essbar, wenn auch noch nicht so geschmacksreich und vor allem süß, wie man das so von einer fertigen Schokoladentafel her kennt.

Grobes Mahlen der Kakaobohnen

Grobes Mahlen der Kakaobohnen

Learning-by-doing. Hier konnte Sohnemann mal so richtig Hand anlegen!

Learning-by-doing. Hier konnte Sohnemann mal so richtig Hand anlegen!

Zuerst grob gemahlen...

Zuerst grob gemahlen…

Dann fein gemahlen!

Dann fein gemahlen!

 

Nun kam der kulinarische Höhepunkt des Nachmittages und unsere Gastgeber zauberten aus dem Kakaopulver leckere Kakaogetränke mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Jedes Getränk konnte entsprechend unserer Wünsche individuell angepasst werden, von sehr geschmacksintensiven Sorten mit ein wenig Chili beigemischt zu sehr süßen Geschmacksvarianten, die vor allem die Kinder bevorzugten.

Hier werden die Kakaogetränke zubereitet

Hier werden die Kakaogetränke zubereitet

Auf dieser zwei bis drei Stunden dauernden Exkursion in den Costa Ricanischen Regenwald lernten wir eine ganze Menge neuer für uns bis dahin völlig unbekannte Dinge kennen. An vieles können wir uns heute noch gut erinnern. Auf eine sehr anschauliche Weise erfuhr man hier viel über den Kakaoanbau in Costa Rica, aber auch über das Land und den Kontinent an sich. Dazu trugen natürlich auch vor allem die Guides der Regenwaldforschungsstation bei, die uns in einer ganz besonders freundlichen und aufgeweckten Art die Zusammenhänge erklärten. Immer wieder mal unterbrachen sie auch ihre Ausführungen, da plötzlich ein Tier irgendwo aus dem Gebüsch auftauchte oder ein ganz besonderer Vogel auf einem Baum saß und sang und wir Touristen natürlich auch mindestens so interessiert an der Fauna wie am Kakaoverarbeitungsprozess waren!!

Typisch Costa Rica - überall sitzen schöne, bunter Vögel in den Bäumen.

Typisch Costa Rica – überall sitzen schöne, bunter Vögel in den Bäumen.

Schule zum Anfassen

Auf dem Weg zum Beginn unserer Tour wurden uns dann noch viele Pflanzen und kleine Insekten gezeigt und erklärt, unter anderem den sogenannten „Blue Jeans Frog“ (oder auch Erdbeerfröschchen), die wieviele andere Frösche in Costa Rica Gift über die Haut abgeben. Wenn man einen solchen Frosch angefasst hat, sollte man sich hinterher nicht die Finger in den Mund stecken oder zumindest vorher die Hände waschen. Man hat uns gesagt, dass man zwar nicht daran sterben würde, aber schon recht heftig krank werden kann. Wir haben es nicht ausprobiert!

Blue Jeans Frog

Blue Jeans Frog

Fazit: Die Tour war echt wunderschön gemacht und sowohl für uns und die Kinder ein schöner und lehrreicher Nachmittag. Wir haben einiges gelernt und erinnern uns auch heute noch gut an die groben Zusammenhänge und Abläufe, auch wenn wir nicht mehr jedes Detail der ausführlichen Erklärungen parat haben. Irgendwie müsste Schule bzw. ganz allgemein Unterricht auch bei uns zuhause viel häufiger so sein – konkret und anschaulich.

Dieser Beitrag schlummerte schon lange als Entwurf in unseren Aufzeichnungen über unsere Reise durch Costa Rica. Wir haben die Blogparade Reisen und Ausflüge mit Kindern in Amerika (Kontinent) vom Reiseblog dastoa zum Anlass genommen, den Beitrag endlich fertigzustellen.
Es fiel uns nicht ganz leicht, uns für einen bestimmten Ausflug zu entscheiden, da wir sowohl auf der Reise durch Costa Rica als auch unserem fast sechswöchigen Roadtrip durch den Südwesten der USA letzten Sommer so viel Schönes und Spannendes erleben durften.

20 Kommentare

  1. Hallo Hartmut,
    schön zu sehen wie das Ausgangsprodukt der Schokolade aussieht. Aber das Endprodukt ist mir immer lieber. 😉 Besonders in Belgien.

    Ich finde es spannend, dass solche kleinen, bunten Tiere häufig so gemeine Geheimnisse haben. Und dann auch noch so ein verführerischer Name. Hoffentlich fällt davon keiner in die Kakaobohnen.

    Sonnige Grüße,
    Nicolo

  2. Lieber Hartmut, schon wieder so ein toller Costa Rica Bericht, der bei mir die Neugierde auf dieses Land noch größer werden lässt, super interessant, eine solche Tour mitzumachen und alles hautnah erklärt zu bekommen, vielen Dank für die tollen Tipps! LG Alexandra

    • Liebe Alexandra,
      schön, dass dir der Bericht gefallen hat. Wir erinnern uns noch gerne an die vierwöchige Reise durch dieses wunderschöne Land und hoffen immer noch auf eine Rückkehr. Solltest du mal die Chance haben, dorthin zu fahren, lass sie dir nicht entgehen.
      LG
      Hartmut

  3. Lieber Hartmut,
    was für ein spannender Artikel über Kakao! Ich bin mir absolut sicher, dass dieses Erlebnis nicht nur für Kinder interessant ist. Ein Grund mehr für mich, meine Freundin in Costa Rica irgendwann doch einmal zu besuchen. Noch dazu wo du den herzigen kleinen „Frosch mit der Jeans“ auch erwähnt hast. Diese Spezies war eines der ersten Tiere, die mir meine Freundin aus ihrer Heimat erklärt hat.
    Viele Grüße
    Elena

  4. Hallo Hartmut,
    jetzt ärgere ich mich, dass ich so eine Tour nicht auch gemacht habe als in Costa Rica war. Ein wirklich interessanter und informativer Artikel. da kommt selbst eine Führung im Kölner Schokoladenmuseum nicht mit.
    Vielen Dank
    Anja

    • Hallo Anja,
      in Köln gibt es eine Schokoladenmuseum? Das klingt aber auch interessant. Unsere Tour war schon klasse. Vielleicht kommst du ja nochmal in diese Ecke, und kannst das nachholen! Lohnt sich jedenfalls.
      LG
      Hartmut

  5. Hallo Hartmut,
    ich bin ja nicht so der Schoko Fan, aber gibt es eigentlich einen authentischeren und passenderen Ort um Schokolade zu probieren als den Regenwald von Costa Rica? Sehr cool. 🙂
    Liebe Grüße
    Jessica

    • Was? Du magst keine Schokolade, Jessica? Ich wage mal zu behaupten, dass ich nicht viele Laster habe, aber für ne leckere Schoko kann ich schon so auf manch anderes verzichten 😉 ja, und die Schokolade im costa-ricanischen Regenwald war schon einzigartig lecker!!
      LG
      Hartmut

  6. vonortzuortreisen

    Lieber Hartmut,
    muss das interessant gewesen sein – und das nicht nur für Kids! Ich kann mir vorstellen, dass man hinterher den morgendlichen Kakao mit ganz anderen Augen trinkt. Obwohl ich bei dem Bild mit der geöffneten Frucht ehrlich gesagt nicht an Kakao gedacht habe.
    Ein toller Bericht, vielen Dank für die Eindrücke aus dem Regenwald.
    Lieben Gruß, Susanne

    • Liebe Susanne,
      ja, war super und sehr interessant. Die Kinder und wir reden auch heute noch davon und können uns an die unterschiedlichen Schritte gut erinnern. Wir waren auch erst ein wenig überrascht, wie die frische, geöffnete Frucht aussah… aber lecker war’s am Ende dann doch!
      LG
      Hartmut

  7. Lieber Hartmut,
    wow- da hattet ihr ja eine richtig tolle Schokoladentour, mit Anfassen und am Ende sogar je nach Geschmack verfeinern und probieren – das klingt gut.
    Wir haben in Costa Rica leider nicht so eine Tour gemacht (einfach keine Zeit), aber hatten in Mexiko mal eine kleinere Führung in einer Schoko-Manufaktur. Das ist schon echt immer interessant zu sehen, wie so die einzelnen Arbeitsschritte sind. Diese Regenwaldforschungsstation klingt auf jeden Fall nach einem Super-Ausflugsziel!
    LG
    Annika

  8. Lieber Hartmut,

    ich finde es absolut klasse, was du alles mit den Kindern erlebst. Tatsächlich hätte mich dieser Ausflug auch sehr interessiert – na, wo es doch schon um Schokolade geht. 😉 Das sollte ich in jedem Fall in mein Costa Rica-Abenteuer einbauen, wenn ich es mal dorthin schaffe. 🙂
    Vielen Dank für diesen tollen Einblick.

    Viele liebe Grüße
    Kathi

    • Liebe Kathi,
      seit wir Kinder haben erleben wir viele Dinge auch nochmal extra intensiv, da sie vieles in einer Weise sehen und erleben, wie wir sie nie wahrgenommen hätten. Die Schokotour war ganz nach unserem Geschmack und kann ich nur jedem empfehlen, der mal in diese Region kommt. Costa Rica ist sowieso einfach klasse!
      LG aus dem hohen Norden,
      Hartmut

  9. Das ist ein Ausflug ganz nach meinem Geschmack! Mal schauen, wann sich mal eine Gelegenheit ergibt, eine Kakao-Plantage zu besuchen. Auf unserem Costa Rica-Trip vor vielen Jahren haben wir es leider nicht gemacht. Dafür haben wir uns in Nicaragua, auf einer ökologisch bewirtschafteten Kaffee-Kooperative zeigen lassen, wo unser allerliebstes Morgengetränk herkommt 🙂 Leider habe ich es noch nicht geschafft, darüber etwas im Blog zu schreiben. Man konnte auch direkt auf der Farm schlafen, die billigsten Betten waren Hängematten, in denen man unter dem Verandadach mit Blick über den Regenwald schaukelte. Ob es wohl heute noch so ursprünglich und schön ist auf der Finca Magdalena auf der Insel Ometepe?
    Kürzlich habe ich auf Netflix die tolle Dokumentation „Cooked“ gesehen, in der es in einer Folge um den Prozess der Fermentation ging. Neben Kimchi und anderen Lebensmittel wurde darin auch gezeigt, wie die Kakaobohnen verarbeitet wird und was dabei passiert. Tolle Aufnahmen! Hier gibts den Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=epMAq5WYJk4

    • Liebe Julia,
      ich kann mir vorstellen, dass das in Nicaragua ganz ähnlich gelaufen ist wie auf unserer Tour in Costa Rica. Nach Nicaragua würde ich auch gerne mal, und leider denke ich, ist es dort auch nicht mehr ganz so beschaulich wie es mal war. Auch in Nicaragua wächst der Tourismus ständig, was ja auch gut ist für das Land und die Menschen dort. Ich muss zugeben, dass ich mich für so ne ganze Nacht in einer Hängematte schon fast ein wenig zu alt fühle… schlafe dann doch lieber auf ner einigermaßen bequemen Matratze.
      Toller Tipp mit der Netflixserie, vielen Dank! Und schöner Trailer. Da muss ich mir doch mal zumindest die „Kakaoepisode“ ansehen.
      LG aus dem hohen Norden,
      Hartmut

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